Hitzschlag

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Allgemeines
Wir Menschen empfinden Schwitzen häufig als lästig, doch wie wichtig es ist, seine Körpertemperatur selbst regulieren zu können, erkennt man, wenn man sich Tiere anguckt, die dies nicht können – zum Beispiel Kaninchen. Als Höhlenbewohner vertragen Kaninchen hohe Temperaturen nur schlecht. Sie können etwas Wärme über die vermehrte Durchblutung der Ohren und über die vermehrte Atmung abgeben, dies ist jedoch nicht so effektiv, wie die körpereigene Kühlung durch das Schwitzen. Daher halten Wildkaninchen sich in der Mittagszeit in ihren unterirdischen Bauten auf, in denen es angenehm kühl ist. Die meisten unserer Hauskaninchen haben diese Möglichkeit nicht und so ist der Hitzschlag (Überhitzung/Hyperthermie des Körpers) eine lebensbedrohliche Gefahr für unsere Kaninchen. Je nach Allgemeinzustand des Kaninchens, Luftfeuchtigkeit, mangelndem Wind und Schattenplätzen ist ein Hitzschlag bereits bei 24 Grad möglich. Besonders gefährdet sind übergewichtige, alte, kranke, langhaarige und/oder trächtige Kaninchen. Ab einer Körpertemperatur von 42,7°C kommt es zu dauerhaften Schäden an den Organen.

Ursache
Kaninchen sollten niemals hohen Temperaturen oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Folgende Orte oder Gegebenheiten können schnell zur Todesfalle werden, vor allem, wenn sich die Hitze staut:

  • Freilaufgehege ohne Schattenmöglichkeit
  • Südbalkone
  • geschlossene nicht klimatisierte Autos (niemals das Tier im parkenden Auto zurücklassen)
  • schwüles Wetter
  • schlechte Belüftung/Luftzirkulation
  • überhitze Wohnungen
  • keine ausreichenden Trinkmöglichkeiten

Symptome
Bei einem Hitzschlag steigt die Körpertemperatur des Kaninchens stark an. Sollten folgende Symptome, auch nur teilweise, zutreffen, sollte schnellstmöglich gehandelt werden, denn bei einem Hitzschlag handelt es sich immer um einen Notfall.

  • Kaninchen ist zunächst aufgeregt, evtl. desorientiert und sucht einen schattigen Platz
  • Atmung: flach und schnell (Flankenatmung), hecheln, später tiefe Atemzüge, offene Mundatmung bis hin zur Atemnot
  • Kaninchen liegt flach auf dem Boden, evtl. auf der Seite
  • Schleimhäute sind zuerst stark rot gefärbt, durch die extreme Durchblutung, später bläulich bis porzellanfarben verfärbt
  • schneller schwach fühlbarer Puls
  • zittern
  • (völlige) Teilnahmslosigkeit, Fressunlust und Depression
  • weiterer Verlauf ohne Eingriff: Kreislaufversagen, Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Atemstillstand, Herzarrhythmien, akutes Nierenversagen und schließlich der Tod

Behandlung
Sollte der Verdacht auf einen Hitzschlag bestehen, muss sofort gehandelt werden, um das Kaninchen aus dieser lebensbedrohlichen Situation zu bringen. Zunächst sollten folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt werden:

  • Kaninchen sofort aus der Gefahrensituation bringen (kühler Raum/Schatten)
  • Ruhe bewahren und zügig handeln
  • Kaninchen sofort mit kaltem Wasser abduschen, bestenfalls mit Eiswürfeln
  • Flüssigkeit einflößen
  • Frischluftzufuhr

Anschließend muss sofort ein Tierarzt aufgesucht werden! Den Besuch vorher ankündigen, sodass der Tierarzt vorbereitet ist und keine unnötige Wartezeit entsteht. Während der Fahrt ein Kühlakku unter das Handtuch in der Transportbox legen. Sollte die Praxis geschlossen sein, darf auf keinen Fall bis zum nächsten Tag gewartet werden, sondern es muss der Nottierarzt aufgesucht werden. Der Tierarzt wird den Kreislauf mit einer Infusion und Sauerstoff stabilisieren und je nach Zustand mit einer Blutabnahme die Nierenwerte kontrollieren, um ein nachträgliches Nierenversagen zu vermeiden. Auch Novalgin ist ab einer Temperatur von 41°C sinnvoll, da es fiebersenkend wirkt. Da eine Übertemperatur die Entstehung einer Blutvergiftung fördert, kann es auch Sinn machen, vorbeugend ein Breitbandantibiotikum zu verabreichen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Schutz
Abschließend ein paar Vorbeugungsmaßnahmen, damit es erst gar nicht zu einem Hitzschlag kommt:

  • immer ausreichend Schattenplätze anbieten (Bäume, Büsche, große Häuschen, Brücken, Sonnenschirme, Sonnensegel etc.)
  • ca. 2/3 des Auslaufes/Gehege sollten Schattenbereiche sein (Sonnenwanderung nicht vergessen)
  • keine Haltung in kleinen Ställen, Käfigen und Buchten (Hitzestau), jederzeit Zugang zu einem großflächigen Auslauf
  • Auslauf im Garten für Innenhaltungskaninchen auf die Morgen- und Abendstunden verschieben
  • keine direkte Sonneneinstrahlung im Sommer/Mittagshitze vermeiden
  • Hauptmahlzeiten in der Dämmerungszeit und viel frisches Grünfutter anbieten (bei hohen Temperaturen bewegen sich Kaninchen weniger, sodass es bei energiereicher Fütterung in der Mittagszeit zu einer Gärung (Aufgasung) kommen kann)
  • gute Belüftung (aber keine Zugluft)
  • Hitzestau vermeiden
  • Zimmer tagsüber verdunkeln (Jalousien, Rollläden schließen oder eine Rettungsdecke mit der goldenen Seite nach innen am Fenster anbringen) und morgens und abends/nachts lüften
  • feuchte Tücher im Gehege aufhängen bzw. über Käfige, Ställe, Brücken, Körbe etc. legen (zwischendurch mit einer Sprühflasche befeuchten)
  • keine Haltung auf Südbalkonen oder in überhitzten Dachgeschosswohnungen
  • Kühlbereiche schaffen: angefeuchtete Erde/Sand, Steinplatten/Fliesen oder mit Wasser besprühter Rasen
  • immer ausreichend frisches Trinkwasser 
  • gefrorene Wasserflaschen/Cool Pads/umwickelte Kühlakkus anbieten (keinen direkten Zugang zu den Akkus, die Tiere dürfen diese nicht anknabbern, z. B. unter einem umgedrehten Blumenuntersetzer als Kühlinsel)
  • große flache Wasserschalen, damit die Tiere freiwillig ihre Pfötchen kühlen können
  • gute Transportboxen verwenden mit Luftschlitzen und Trinkmöglichkeit
  • Transport nur im klimatisierten Auto, kein Zurücklassen im parkenden Auto, keine Umwege, wenn möglich nicht in der Mittagszeit fahren
  • Scheren/Kürzen des Felles bei langhaarigen Rassen
  • ggf. trocken kühlende Klimaanlage anschaffen
  • ggf. Zweitgehege im kühlen Raum (Keller) für besonders heiße Mittagsstunden im Sommer einrichten (der Umzug stresst die Tiere, daher nur, wenn kaum andere Möglichkeiten bleiben bzw. nicht ausreichend sind)
  • grundsätzlich starke Temperaturschwankungen vermeiden

Da Kaninchen sehr zugluftempfindlich sind und Ventilatoren die Luft ohnehin nur verwirbeln und nicht kühlen, sollte darauf verzichtet werden. Werden die Kaninchen dem Ventilator direkt ausgesetzt, können die Schleimhäute austrocknen und so andere Gesundheitsprobleme verursachen. Grundsätzlich ist es ratsam, die Öffnungszeiten des Tierarztes zu kennen bzw. sich zu notieren, ebenso wie die Telefonnummer der Notfallklinik, sodass diese im Notfall schnell bereitliegt.


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