Kastration bei männlichen Kaninchen

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Egal, um welches männliche Kaninchen es sind handelt: Eine Kastration ist in jedem Fall unumgänglich!

Ein kastriertes Männchen…

…kann keinen Nachwuchs mehr zeugen, was sehr wichtig ist, denn es gibt schon viel zu viele ungewollte Kaninchen.

…hat ein viel ausgeglicheneres Verhalten als in unkastriertem Zustand, da er kein Männlichkeitshormon (Testosteron) mehr produziert, verträgt sich also viel besser mit Artgenossen und ist auch für den Menschen umgänglicher.

…lässt sich leichter zur Sauberkeit erziehen.

spritzt weniger oder gar keinen Urin und markiert weniger.

…lebt in der Regel gesünder und länger.

Ein unkastrierter Rammler wird ständig von seinen Hormonen und dem unerfüllten Zeugungstrieb gequält. Auch entwickeln unkastrierte Böcke nicht selten Verhaltensstörungen, wie zum Beispiel Dauerrammeln oder Aggressionen, was zu Spannungen in der Kaninchengruppe führt. Auch zwei unkastrierte Rammler können nur in wenigen Ausnahmefällen friedlich zusammenleben. In der Regel tragen die beiden schlimme Kämpfe aus, die durchaus bis zum Tod führen können, um das Revier für sich zu beanspruchen. Selbst wenn es jahrelang gut ging, sind genug Fälle bekannt, in denen es über Nacht doch ganz plötzlich gekracht hat und dann sogar ein Todesfall die Folge war.

Kastrationen sind hier also ein unumgänglicher Kompromiss, der in einer artgerechten Haustierhaltung eingegangen werden muss. Nur so kann es einem Rammler ermöglicht werden, dauerhaft seinem Bedürfnis nach Gesellschaft nachzukommen, wie es für ein Gruppentier natürlich und auch wichtig ist und das ohne permanent für Nachwuchs zu sorgen. Hätten die Kaninchen die Wahl würden sie Gesellschaft einem Leben in Einsamkeit und täglichem Frust sicher vorziehen. Der Charakter ändert sich durch eine Kastration nicht! Die Kaninchen sind nur nicht mehr so stark triebgesteuert.

Die Kastration sollte von einem erfahrenen Tierarzt durchgeführt werden. Die Kosten sind dabei von Tierarzt zu Tierarzt verschieden, liegen aber in der Regel zwischen 60 und 100 Euro. Die Vorbereitungen für eine Kastration sind nicht sehr aufwändig. Das Kaninchen sollte am Tag der Operation wie gewohnt fressen. Sollte dein Tierarzt dir raten, deinem Kaninchen am Tag der Kastration nichts zu fressen zu geben, solltest du ihn wechseln. Kaninchen dürfen niemals nüchtern sein, denn dies belastet ihr empfindliches Verdauungssystem. Am besten gibst du deinem Kaninchen am Tag der Kastration eher leichte Kost wie Heu, Apfel, Karotte, Fenchel usw. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Bei der Kastration werden die Hoden durch einen Schnitt in den Hodensack von den Samenleitern getrennt und entfernt. Die Kastration männlicher Kaninchen ist ungefährlicher und weniger risikoreich als bei weiblichen Tieren. Das Männchen darf erst wieder nach Hause, wenn es vollkommen wach und ansprechbar ist, seine Umgebung wahrnimmt und seine Körpertemperatur halten kann. Niemals sollte ein noch schlafendes Kaninchen mit nach Hause genommen werden, denn beim Aufwachen kann es immer noch zu Komplikationen kommen. Hierbei sollte ein Tierarzt in der Nähe sein! Ist dies alles der Fall, sollte das Kaninchen wieder zurück in seine gewohnte Umgebung. Hier sollte es einen mit Handtüchern ausgelegten Rückzugsort geben. Die restliche Einstreu sollte staubarm und sauber sein, um die Wunde zu schonen. Gegebenenfalls kann noch Wärme in Form von einer Wärmflasche, Snuggle Safe oder Wärmelampe angeboten werden. Wichtig ist, den Rammler Zuhause aber erstmal zur Ruhe kommen zu lassen und ihm eine breite Palette an Leckereien anzubieten, damit er schnell wieder zu fressen beginnt.

Männchen, die älter als 12 Wochen sind, müssen nach der Kastration unbedingt erst 6 Wochen in Quarantäne und dürfen noch nicht zurück zu den Artgenossen oder neu vergesellschaftet werden! Denn in dieser Zeit ist das Männchen noch zeugungsfähig, da solange die Spermien in den noch vorhandenen Samenleitern überleben können! Wurden männliche Wurfgeschwister zusammen kastriert, die nur knapp über 12 Wochen sind, können diese natürlich weiter zusammenbleiben und ihre Kastrationsfrist gemeinsam absitzen. Weibliche Tiere sollten jedoch konsequent separiert werden. Die Wunde sollte über die nächste Woche einmal täglich kontrolliert werden. Wurden nicht selbstauflösende Fäden verwendet, werden diese in der Regel nach 10 Tagen gezogen.


Die Frühkastration

Bei einer Frühkastration wird ein Männchen kastriert, bevor es zeugungsfähig ist und muss somit keine Kastrationsfrist einhalten und kann direkt wieder zurück zu seinen (weiblichen) Artgenossen,
was den Eingriff für das betroffene Tier stressfreier macht. Zudem wird die Kastration im jungen Alter wesentlich besser vertragen. Das ideale Alter für eine Frühkastration liegt zwischen 8 und 12 Wochen. Leider gibt es das Angebot der Frühkastration noch nicht in jeder Tierarztpraxis, informiere dich also rechtzeitig, denn vor allem kleine Rassen sind gerne mal frühreif!

Oftmals wird gesagt, dass erst kastriert werden kann, wenn die Hoden abgestiegen und tastbar sind. Dann handelt es sich aber nicht mehr um eine Frühkastration und die Kleinen können bereits zeugungsfähig sein. Bei einer richtigen Frühkastration müssen 2 winzig kleine Bauchschnitte gemacht werden, um die sich noch nicht im Hodensack liegenden Hoden zu entfernen. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte immer eine Frühkastration vorgezogen werden. Denn gerade in diesem jungen Alter ist der Kontakt zu Artgenossen prägend für das spätere Sozialverhalten, sodass Jungtiere auch nicht für nur 6 Wochen einzeln gehalten werden sollten. In 6 Wochen kann in der Entwicklung schließlich viel passieren.

Sollte dir nach der Kastration irgendetwas Ungewöhnliches, z. B. ein merkwürdiges Verhalten an deinem Kaninchen auffallen, scheue dich nicht, lieber noch einmal zur Sicherheit den Tierarzt zu besuchen. Manchmal reicht ein Anruf in der Tierarztpraxis auch schon aus.

Erfahrungsbericht: Rammlerkastration (Kim)
Erfahrungsbericht Frühkastration beim Rammler (Kim)


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