Niereninsuffizienz

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Akute Niereninsuffizienz

Ursachen
Die Ursache für eine akute, also plötzlich auftretende Niereninsuffizienz kann in einer akuten Nierenentzündung, einer Allgemeininfektion (z. B. bei Kaninchenschnupfen) oder einer Konkrementablagerung (Ablagerung fester Bestandteile) mit verlegter Harnröhre liegen.

Symptome
Die Symptome sind hierbei recht unspezifisch und beschränken sich auf Apathie, Inappetenz (Appetitlosigkeit) und ein gestörtes Allgemeinbefinden. Außerdem zeigen manche Tiere einen aufgekrümmten Rücken, sind im Bauchbereich sehr schmerzempfindlich und haben ein verändertes Urinabsatzverhalten.

Verlauf
Bei einer akuten Niereninsuffizienz handelt es sich um eine plötzlich auftretende und schnell fortschreitende Erkrankung, welche einen Notfall darstellt, da die Niere das Blut nicht mehr reinigt. Demzufolge zirkuliert zunehmend Harnstoff im Blut des Kaninchens, welcher nach und nach alle Organe vergiftet, wodurch diese letztendlich versagen.

Behandlung
Die Diagnose wird mithilfe einer Blutuntersuchung (erhöhte Nierenwerte) und einer Urinuntersuchung (Urin enthält Immunzellen, Blut und Teile der Schleimhaut der ableitenden Harnwege) gestellt. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt veränderte Strukturen der Niere an.

Zur Therapie werden zunächst Breitbandantibiotikum (erfasst sehr breites Spektrum an Bakterien), Schmerzmittel und Infusionen eingesetzt. Letztere sind wichtig, um dem dehydrierten Körper Elektrolyte zuzuführen. Wenn der Erreger durch den Urintest eindeutig identifiziert wird, wird die Antibiose evtl. spezifisch angepasst, anstatt weiter das Breitbandantibiotikum zu verabreichen.

Kaninchen, die Inappetenz zeigen, müssen zwangsgefüttert werden.

Schutz
Da eine akute Niereninsuffizienz u. a. durch Konkremente (=Ablagerungen fester Bestandteile) in den Harnwegen verursacht werden kann, muss deren Auftreten verhindert werden. Hier ist vor allem die Fütterung entscheidend: Sie sollte stets wasserreich sein (d. h. wenig getrocknete Futtermittel, da dort das zur Verdünnung des Calciums notwendige Wasser entzogen wurde, stattdessen überwiegend Wiese oder blättriges Gemüse) und bei Kaninchen, die bereits Probleme mit Harnwegserkrankungen hatten, sollte auch der Calcium- und Oxalsäure-Gehalt in der Ernährung deutlich reduziert werden.

Besonders reich an Calcium sind u. a. Luzerne, Breitwegerich, Brennnessel, Löwenzahn, Petersilie, Rucola, Spitzwegereich, Möhrengrün etc. Einen hohen Oxalsäure-Gehalt findet man v. a. in Roter Bete, Chicorée, Mangold und Spinat.

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Ernährung nicht vollständig Calcium-arm gestaltet werden sollte, denn der Calcium-Bedarf der Kaninchen muss dennoch gedeckt werden. Ansonsten ergeben sich Probleme, da das Calcium aufgrund des Mangels an Alternativen aus den Knochen mobilisiert wird, wodurch die Knochen schließlich erweichen (Osteodystrophie), was die Gefahr von Knochenbrüchen deutlich erhöht.

Gerade bei Frischfutter ist der Calcium-Gehalt dank des hohen Gehalts an Wasser eher unproblematisch, da das Wasser die Menge an Calcium verdünnt und es außerdem die Harnwege durchspült. Im Gemisch sind also auch oft verteufelte „calcium-reiche“ Futtermittel wie Löwenzahn unproblematisch. Sie sollten nur keinesfalls einseitig verfüttert werden. Auf getrocknete Kräuter, wo das Calcium durch das entzogene Wasser konzentriert vorliegt und auch auf Sämereien sollte nach Möglichkeit vollständig verzichtet werden. Aus dem eben genannten Grund sollte auch Heu bei Kaninchen mit Blasenproblemen keinesfalls die Hauptnahrung darstellen, sondern das frische Grün lediglich ergänzen. Auch sollte es in diesem Fall nicht zu kräuterreich sein.

Wasser sollte stets in einem Napf angeboten werden, da die Kaninchen auf diese Weise mehr trinken als aus einer Nippeltränke.

Nur mit einer langfristigen Ernährungsumstellung kann das betroffene Kaninchen dauerhaft von seinen Leiden befreit werden, ansonsten treten die Konkrementablagerungen (Ablagerung fester Bestandteile) und das damit verbundene Risiko einer Niereninsuffizienz immer wieder auf!


Chronische Niereninsuffizienz

Ursachen
Anders als die akute Form wird eine chronische Niereninsuffizienz primär durch Enzephalitozoon cuniculi (E.c.) ausgelöst. Der Erreger hat eine hohe Affinität zum Nierengewebe. Außerdem kann eine chronische Niereninsuffizienz durch Nierensteine ausgelöst werden, da das Nierengewebe infolge des permanenten Drucks abstirbt. Seltenere Ursachen sind eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder tumoröse Entartungen.

Symptome
Symptome treten meist erst bei Kaninchen im Alter von 4-5 Jahren auf. Dazu gehören vor allem Abmagerung und ein struppiges Fell (das Kaninchen putzt sich aufgrund schlechten Allgemeinbefindens nicht mehr), gelegentlich auch Polydipsie (erhöhtes Durstgefühl und damit verbundene erhöhte Wasseraufnahme), Polyurie (erhöhte Harnausscheidung) und Austrocknung. Außerdem zeigen manche Tiere einen aufgekrümmten Rücken, sind im Bauchbereich sehr schmerzempfindlich und zeigen ein verändertes Urinabsatzverhalten. Im Endstadium zeigen betroffene Kaninchen auch Apathie und Schwäche.

Verlauf
Eine chronische Niereninsuffizienz verläuft zunächst unauffällig und bleibt daher unentdeckt. Symptome (s. o.) treten schließlich bei 4-5jährigen Kaninchen in fortgeschrittenen Stadien erstmals auf. Meist wird eine chronische Niereninsuffizienz eher zufällig diagnostiziert, wenn dem Tier aus einem anderen Grund Blut abgenommen wird.

Im fortgeschrittenen Stadium treten schließlich diverse Stoffwechselstörungen wie z. B. eine Anämie (Blutarmut) auf. Außerdem wird kein aktives Vitamin D3 mehr gebildet, welches die Calcium-Resorption aus dem Darm fördert. Folglich kommt es zu einem Calcium-Mangel, weshalb dieses zunehmend aus den Knochen mobilisiert wird. Daraufhin erweichen die Knochen (Osteodystrophie) und die Gefahr, dass das Tier sich Frakturen (Knochenbrüche) zuzieht, steigt erheblich. Außerdem kommt es durch die Unterdrückung des Immunsystems häufig zu bakteriellen Sekundärinfektionen.

Im letzten Stadium treten schließlich Schwäche und Apathie und bei ausbleibender Behandlung schlussendlich der Tod ein, da durch die Dysfunktion der Nieren zunehmend Harnstoff im Blut des Kaninchens zirkuliert, welcher nach und nach alle Organe vergiftet, wodurch diese letztendlich versagen.

Behandlung
Die Diagnose wird mithilfe einer Blutuntersuchung gestellt: Erhöhte Nierenwerte, ein erhöhter Gehalt an Natrium und Kalium und eine Anämie sprechen für eine chronische Niereninsuffizienz. Durch Mangel an Vitamin D3 bleibt die bei Kaninchen physiologische Kristallurie (= kristallähnliche Ablagerungen im Urin, welche bei Kaninchen normal ist) aus.

Therapiert wird je nach Stadium unterschiedlich. Bei hochgradig apathischen Kaninchen mit starker Anämie wird der Tierarzt zu einer Euthanasie raten. Bei weniger schwer betroffenen Kaninchen kann eine Behandlung den Zustand des Tieres über einen längeren Zeitraum stabil halten und den Tieren einige Leiden abnehmen. Heilbar ist die Krankheit jedoch nicht. Für die Therapie werden Infusionen und bei Sekundärinfektionen zusätzlich ein Antibiotikum herangezogen. Oft wurden auch gute Erfahrungen mit zusätzlicher homöopathischer Behandlung (z. B. mit Renes equisetum) gemacht.

Werden im Blut des Kaninchens E.c.-Antikörper nachgewiesen, muss auch gegen E.c. therapiert werden, in erster Linie mit Panacur und Vitamin B. 

Außerdem ist zwingend eine Calcium-ärmere Nahrung und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme durch viel Frischfutter sicher zu stellen.

Schutz
Da eine chronische Niereninsuffizienz vor allem durch E.c. ausgelöst wird, kann an dieser Stelle nur dazu geraten werden, bei den Kaninchen jeglichen unnötigen Stress zu vermeiden, damit der Erreger, den die meisten Kaninchen bereits in sich tragen, sich nicht zu stark vermehren kann.

Zudem besteht die Möglichkeit, dass Nierensteine die Erkrankung auslösen. Diese sollten durch eine angemessene Ernährung verhindert werden.

Hier ist vor allem die Fütterung entscheidend: Sie sollte stets wasserreich sein (d.h. wenig getrocknete Futtermittel, da dort das zur Verdünnung des Calciums notwendige Wasser entzogen wurde, stattdessen überwiegend Wiese oder blättriges Gemüse) und bei Kaninchen, die bereits Probleme mit Harnwegserkrankungen hatten, sollte auch der Calcium- und Oxalsäure-Gehalt in der Ernährung deutlich reduziert werden.

Besonders reich an Calcium sind u.a. Luzerne, Breitwegerich, Brennnessel, Löwenzahn, Petersilie, Rucola, Spitzwegereich, Möhrengrün etc. Einen hohen Oxalsäure-Gehalt findet man v.a. in Roter Bete, Chicorée, Mangold und Spinat.

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Ernährung nicht vollständig Calcium-arm gestaltet werden sollte, denn der Calcium-Bedarf der Kaninchen muss dennoch gedeckt werden. Ansonsten ergeben sich Probleme, da das Calcium aufgrund des Mangels an Alternativen aus den Knochen mobilisiert wird, wodurch die Knochen schließlich erweichen (Osteodystrophie), was die Gefahr von Knochenbrüchen deutlich erhöht.

Gerade bei Frischfutter ist der Calcium-Gehalt dank des hohen Gehalts an Wasser eher unproblematisch, da das Wasser die Menge an Calcium verdünnt und es außerdem die Harnwege durchspült. Im Gemisch sind also auch oft verteufelte „calcium-reiche“ Futtermittel wie Löwenzahn unproblematisch. Sie sollten nur keinesfalls einseitig verfüttert werden. Auf getrocknete Kräuter, wo das Calcium durch das entzogene Wasser konzentriert vorliegt und auch auf Sämereien sollte nach Möglichkeit vollständig verzichtet werden. Aus dem eben genannten Grund sollte auch Heu bei Kaninchen mit Blasenproblemen keinesfalls die Hauptnahrung darstellen, sondern das frische Grün lediglich ergänzen. Auch sollte es in diesem Fall nicht zu kräuterreich sein.

Wasser sollte stets in einem Napf angeboten werden, da die Kaninchen auf diese Weise mehr trinken als aus einer Nippeltränke.

Nur mit einer langfristigen Ernährungsumstellung kann das betroffene Kaninchen dauerhaft von seinen Leiden befreit werden, ansonsten treten die Konkrementablagerungen (Ablagerung fester Bestandteile) und das damit verbundene Risiko einer Niereninsuffizienz immer wieder auf!


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