Erfahrungsbericht: Magenüberladung

22.05.
Flix war immer ein gesundes und putzmunteres Kaninchen, was in den 2 Jahren keinerlei Beschwerden mit dem Magen hatte. Doch am 22.05 änderte sich das. Wir waren gerade mitten in einer 4er-Vergesellschaftung, wo er sich sehr merkwürdig verhielt. Er fraß zwar wie gewohnt, war aber nicht so agil wie sonst. Dies fiel mir bereits am 21.05 auf, jedoch dachte ich mir nichts dabei, da ich Magenprobleme mit apathischen Verhalten verband. Am 22.05 kam mir das dann merkwürdig vor und ich fuhr mit ihm zum Tierarzt. Dort wurde beim Abtasten bereits klar, dass der Magen prall gefüllt ist und sich das zum Teil schon sehr hart anfühlte. Der erste Behandlungsschritt war mehrere Infusionen über den ganzen Tag verteilt. Abends durfte er erstmal wieder mit nach Hause.

23.05.
Am folgenden Tag verbesserte sich nichts und ich fuhr erneut zur Tierarztpraxis. Heute zeigte Flix eine Mangelerscheinung – er schleckte alles ab, ob Hände, Finger, Wasser – Zuhause hatte er jedoch nicht viel getrunken. Wir führten also eine Röntgenuntersuchung durch, schickten eine Blutprobe ins Labor und führten eine Blutzuckermessung durch. Beim Röntgen stellte sich noch einmal heraus, dass der Magen prall gefühlt war, aber eine Besserung gab es: der Magen war minimal weicher als am Tag zuvor. Wieder bekam er Infusionen und mir wurde Rodicare Hairball mitgegeben. Zuhause sah ich zu, dass ich viel Flüssigkeit in ihn herein bekam, was er auch gut annahm.

24.05.
Wieder trat keine Besserung ein und ich habe Flix erneut in der Tierarztpraxis abgegeben. Erneut gab es Infusionen. Nachmittags bekam ich einen Anruf aus der Praxis, mit der Information, dass noch immer keine Besserung eingetreten war, dies zeigte eine erneute Röntgenaufnahme. So wurde klar, dass es nur noch eine minimale Hoffnung gab: OP. Man machte mir deutlich, dass die Überlebenschance sehr gering sein würde, wenn ich die OP machen ließ. Viele Kaninchen überleben zwar die OP, versterben aber an den darauffolgenden Tagen, durch bspw. Einstellen des Fressens und durch eine daraus resultierende Aufgasung, die die Magennaht reißen lässt. Ich wollte es jedoch nicht unversucht lassen und stimmte für eine OP, die Überlebenschance – gering. Die OP verlief sehr gut und er wachte ohne Probleme auf, dennoch blieb die Angst, dass er nicht anfangen würde zu fressen.

Abends um kurz vor 20 Uhr erreichte mich ein Video von meinem kleinen Patienten. In seiner Transportbox, auf einem Wärmekissen eingemummelt saß er dort und fraß meinen gepflückten Löwenzahn. Das war ein Moment des Unfassbaren… Nie hätte ich damit gerechnet, sodass mich das Ganze zu Tränen rührte. Doch er war noch nicht über den Berg.

25.05.
Flix blieb die Nacht natürlich auf Station. Er fraß wohl sehr ordentlich, stellte das Fressen Mittags jedoch noch einmal ein, erneut gab es Infusionen und Schmerzmittel, die ihn recht schnell wieder zum mümmeln brachten. Entlassen wurde er noch nicht und blieb erneut einen weiteren Tag auf Station.

26.05.
Der kleine Kämpfer stellte das Fressen nicht noch einmal ein. Er bekam jedoch noch einmal Schmerzmittel und Infusionen, zusätzlich wurde noch eine Kotprobe genommen, die jedoch unauffällig war. Abends durfte ich ihn endlich abholen, jedoch mit dem Appell, dass ich ihn wirklich so gut es geht rund um die Uhr beobachten soll.  Mit Schmerzmitteln, Bene Bac, Rodicare Hairball und Lactulose wurde der Herr entlassen. Zuhause angekommen zog er mit seinen Lieblingsnasen in Innenhaltung, die Vergesellschaftung hatte ich bereits am 22.05 abgebrochen. Über den Berg war er jedoch noch nicht. 14 Tage sagte man mir, müsste man noch warten, bis man von „gut überstanden“ reden konnte, denn die Magennaht könnte z. B. durch eine Aufgasung aufgehen. Fingerspitzengefühl beim Hochheben war gefragt, damit kein zu großer Druck auf den Magen entstand, Medikamente wurden vorrangig am Boden verabreicht.

Nach 14 Tagen wurden die Klammern am Bauch entfernt und Flix war endgültig über den Berg. „Ein Wunder“, wie die Ärzte der Praxis sagten.

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