Wichtige Impfungen

Infotext als PDF-Download

Hinweis:
Die Empfehlung, welcher Impfstoff wann gegeben werden sollte, ändert sich zur Zeit. Sobald uns gesicherte (!) Quellen zum bestmöglichen Vorgang vorliegen, werden wir diese hier veröffentlichen.
Stand: 01.10.2021
 


Eine Impfung veranlasst eine Antikörperbildung gegen den injizierten Erreger. Das heißt, dass eine Infektion durch die Impfung stimuliert wird.

Hierbei unterscheidet man zwischen einer aktiven und einer passiven Immunisierung. Bei der aktiven Immunisierung besteht der Impfstoff aus abgeschwächten oder abgetöteten Krankheitserregern. Hier bildet das Kaninchen selbst dazu die Antikörper. Bei der passiven Immunisierung werden direkt Antikörper gegen die besagte Krankheit verabreicht.

Alle für Kaninchen erhältlichen Impfstoffe basieren in Deutschland auf der aktiven Immunisierung.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass das Immunsystem des Kaninchens, das geimpft werden soll, nicht schon vorher beeinträchtigt ist. Eine Impfung kann nur optimal wirken und ist auch nur sinnvoll, wenn das Tier in einer guten Verfassung ist. Bei kranken Tieren ist ein Impferfolg nicht vorhersehbar.

Vor der Impfung empfiehlt es sich daher, eine Allgemeinuntersuchung (Zähne, Nase, Augen, Ohren, Herz, Lunge, Haut und Fell, Bauch, Temperatur) durchführen zu lassen und eine Kotprobe abzugeben. Nur wenn das Kaninchen für rundum gesund befunden wurde, sollte geimpft werden. Kein guter Tierarzt impft, ohne das Tier vorher gründlich durchgecheckt zu haben!

Nach der Impfung sollte man seine Kaninchen gut beobachten, denn es könnte eine Impfreaktion oder Unverträglichkeit gegen den Impfstoff auftreten. Eine kleine Schwellung an der Einstichstelle ist ganz normal, sollte aber nach spätestens 3 Wochen wieder abgeklungen sein.

Generell ergänzen Impfungen nur die Hygiene- und Haltungsmaßnahmen. Bei einer schlechten Haltung schützt auch eine noch so gute Impfung nicht vor Infektionen.


 Wogegen sollten Kaninchen geimpft werden?

Myxomatose oder Kaninchenpest
Rabbit haemorrhagic disease (RHD) oder Chinaseuche
Rabbit haemorrhagic disease (RHDV2)

Es ist auch möglich, gegen Kaninchenschnupfen zu impfen. Allerdings wird bei einer erfolgreichen Impfung nur die Immunität gegen 2 Schnupfenerreger (Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica) erreicht. Oft kommt es durch die Impfung auch zum Ausbruch des Schnupfens, weshalb diese Impfung sehr umstritten ist. Gegen andere Schnupfenerreger ist die Impfung nicht wirksam.


Wann sollte man seine Kaninchen impfen lassen?
Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Kaninchen können nämlich das ganze Jahr über geimpft werden – bestenfalls kurz nach dem Einzug in ihr neues Zuhause, wenn sie nicht noch einen aktuellen Impfschutz haben (siehe Impfpass). Damit der Körper bzw. das Immunsystem die Impfung bestmöglich umsetzen kann, sollte das Kaninchen mindestens 2 Wochen vor und nach der Impfung keinem Stress ausgesetzt sein. Auf einen Umzug, Ortswechsel, Operationen oder Vergesellschaftungen sollte in diesem Zeitraum verzichtet werden.

Ansonsten ist das Frühjahr die beste Zeit zum Impfen, da zu dieser Zeit wieder vermehrt Mücken, Zecken und andere möglichen Krankheitsüberträger unterwegs sind und die Infektionsgefahr über verfütterte, gepflückte Wiese steigt. Häufig werden in diesem Zeitraum auch von Tierärzten Impftage angeboten, an denen das Impfen billiger ist.


Womit und wie oft sollte man seine Kaninchen impfen lassen?
Es gibt viele unterschiedliche Impfstoffe. Welcher Impfstoff verwendet wird, ist von Tierarzt zu Tierarzt unterschiedlich. Hier stellen wir euch die gängigsten Impfstoffe in Deutschland vor:

1. Impfstoffe gegen Myxomatose oder Kaninchenpest

CUNIVAK MYXO
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: nach 3-4 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate

RIKA-VACC® Myxo
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: nach 3-4 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate

2. Impfstoffe gegen Rabbit haemorrhagic disease (RHD) oder Chinaseuche


CUNIVAK RHD
– RHD1
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: einmalige Applikation
– Impfintervall: alle 12 Monate

RIKA-VACC® RHD
– RHD1
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: einmalige Applikation
– Impfintervall: alle 12 Monate

3. Kombi-Impfstoffe gegen RHD1 & Myxomatose

CUNIVAK COMBO
– RHD1 & Myxomatose
– Mindestalter: 6 Wochen
– Grundimmunisierung: zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate

RIKA-VACC® Duo
– RHD1 & Myxomatose
– Mindestalter: 6 Wochen
– Grundimmunisierung: zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate

Nobivac® Myxo-RHD
– RHD1 & Myxomatose
– Mindestalter: 5 Wochen
– Grundimmunisierung: einmalige Applikation
– Impfintervall: alle 12 Monate

4. Impfstoffe gegen Rabbit haemorrhagic disease (RHDV2)

Filavac VHD K C+V
– RHD1 + RHD2
– Mindestalter: 3-4 Wochen
– Grundimmunisierung: Impfung ab 3./ 4. Lebenswoche: boostern mit 10 Wochen notwendig; ab 10. Lebenswoche: einmalige Applikation
– Impfintervall: alle 6 – 12 Monate auffrischen (alle 6 Monate: chronisch kranke Tiere und im Seuchengebiet)

ERAVAC® (vorher Cunipravac RHD Variant)
– RHD2
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: nach 6 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate

5. Impfstoff gegen Kaninchenschnupfen

CUNIVAK PAST
– Mindestalter: 4 Wochen
– Grundimmunisierung: 2x im Abstand von 2 Wochen
– Impfintervall: alle 6 Monate


Was bewirkt die Impfung?
Bei einer Ansteckung mit Myxomatose sorgt die Impfung für einen abgeschwächten Infektionsverlauf, sodass eine Behandlungschance besteht. Die Impfung verhindert nicht die Ansteckung an sich!

Anders verhält es sich bei der Impfung gegen RHD1. Hier wird, in den meisten Fällen, die Erkrankung/ der Tod verhindert.

Die Impfung gegen RHD2 bietet einen Schutz vor klinischer Erkrankung und vor Todesfällen (laut Angaben des Herstellers).

Eine Impfung gegen Kaninchenschnupfen reduziert die Erkrankung und Sterblichkeitsrate durch die 2 Schnupfenerreger Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica. Oft kommt es aber auch erst durch die Impfung zum Ausbruch des Schnupfens, weshalb diese Impfung sehr umstritten ist. Gegen andere Schnupfenerreger ist die Impfung außerdem nicht wirksam.


Welche Kaninchen sollten geimpft werden?

Alle gesunden Kaninchen, egal ob aus Innen- oder Außenhaltung. Es ist ein Irrglaube, dass Kaninchen in Innenhaltung von diesen Krankheiten verschont bleiben, da die Erreger durch Mücken oder Futterkontamination auch ins Haus gebracht werden können. Auf jeden Fall sollten Kaninchen in Krisengebieten geimpft werden. Nicht geimpft werden sollten kranke Tiere oder Schnupfer mit derzeitigem Schnupfenschub. Chronisch kranke Tiere (Schnupfen, EC…) sollten nach Ermessen des behandelnden Tierarztes geimpft werden.


Kombinationsmöglichkeiten der Impfstoffe

a) Filavac VHD K C+V 
CUNIVAK MYXO oder RIKA-VACC® Myxo 

b) Filavac VHD K C+V 
Nobivac® Myxo-RHD
(Achtung: Nach Filavac sollten mindestens 2 Wochen Pause eingehalten werden bis Nobivac geimpft wird. Nach Nobivac sollten wiederum mindestens 4 Wochen Pause eingehalten werden, bis Filavac geimpft wird.)

c) ERAVAC® 
Nobivac® Myxo-RHD oder CUNIVAK COMBO oder RIKA-VACC® Duo


Zu CUNIVAC RHD gegen RHD2

Es gab in der letzten Zeit etliche Nachrichten, dass CUNIVAC RHD jetzt die Zulassung für RHD2 hat. Das ist so nicht richtig und ein Rückruf bei der PEI hat auch bestätigt, dass IDT nur die Packungsbeilage ändern darf.

Hintergrundgeschichte:
Als RHD2 erstmalig in Deutschland auftrat, gab es hier auf dem Markt keinen verfügbaren Impfstoff dagegen. Die Zulassungsbehörde und die ständige Impfkommission haben daraufhin angeraten, CUNIVAC RHD zu boostern (= impfen und nach 3 Wochen nachimpfen), um einen partiellen Schutz auch gegen RHD 2 zu erhalten (= Kreuzimmunität). Dann kamen ERAVAC® und Filavac VHD K C+V erst per Sondergenehmigung und dann zugelassen auf den Markt.

Die Firma IDT hat aber die Gelegenheit nicht verstreichen lassen zu insistieren, dass ihr Impfstoff, CUNIVAC RHD, ja zeitweise, wenn er geboostert wird, als Impfung für RHD2 empfohlen wurde. Folgerichtig wurden jetzt noch einige sehr sterile Labortests nachgeschoben und IDT erhielt die Genehmigung, die Packungsbeilage zu ändern. Tatsache ist, dass der Impfstoff der gleiche ist wie vorher und ein 100% Immunitätsquote mehr als fraglich ist. Auf Messen und bei den Außendienstmitarbeitern, die die Tierärzte besuchen, wird es aber jetzt so verkauft, als sei der Impfstoff gleichwertig mit ERAVAC® und Filavac VHD K C+V. Die Tierärzte werden das wohl glauben und da sie den Impfstoff gegen RHD1 kennen und für gut halten, werden jetzt viele Tierhalter entsprechend falsch beraten werden.

Wir können hier nur raten: Gegen RHD2 entweder Eravac oder Filavac impfen zu lassen. Lasst Euch sagen, wie der Impfstoff heißt und besteht darauf!


Das könnte dich auch interessieren:
Wie finde ich einen guten Tierarzt?
Wie transportiere ich meine Kaninchen richtig?
Wie sollte ich meine Kaninchen pflegen?

Gerne unterstützt dich das Möhren sind orange-Team
bei Fragen und Problemen rund um die Kaninchenhaltung.
Erreichbar unter kontakt@moehren-sind-orange.de oder direkt hier.