Woher bekommt man Kaninchen?

Du hast dich also nach gründlicher Überlegung für die Anschaffung von Kaninchen entschieden. Jetzt stellt sich die Frage, woher man Kaninchen bekommen kann.

  • Zoofachhandel
  • Züchter

  • Privat

  • Tierheim/Tierschutzorganisation

Zoofachhandel
Das Problem bei Zoofachhandlungen ist, dass sie meist wenig Rücksicht auf die Tiere nehmen. Es ist ein Handel, und damit ist das wichtigste Ziel dort Umsatz. Gerade Kaninchen sind oft viel zu jung, wenn sie dort angeboten werden. (s.u.) Außerdem sollte man nicht auf eine kompetente Beratung hoffen. Die Mitarbeiter sind nicht ausreichend geschult, um artgerechte Haltungsformen vorzuschlagen. Aus ihrem Unwissen heraus empfehlen sie den handelsüblichen Käfig und das getreidehaltige Futter. Beides ist selbstverständlich auch dort direkt zu erwerben, um den Umsatz weiter zu steigern. Hat man bereits ein Kaninchen und möchte sich ein zweites dazukaufen, ist ein Zoofachgeschäft ohnehin ungeeignet, denn dort werden nur sehr junge Tiere angeboten. Idealerweise hält man möglichst gleichaltrige Kaninchen. Außerdem kann man die Tiere nicht wieder zurückbringen und die Mitarbeiter können dir keine Auskunft über die Eltern oder den Charakter der Kaninchen geben. Besonders Kinder werden von den zur Schau gestellten kleinen „Plüschtierchen“ magisch angezogen. Hast du dir schon mal überlegt, was mit den Kaninchen passiert, die nicht verkauft werden? Kaninchen sind Profitmacher, es geht nicht ums Tier. Dies sollte unter keinen Umständen unterstützt werden. Auch nicht, wenn die Tiere so traurig schauen und man eigentlich nur helfen möchte. Jedes verkaufte Tier schafft Platz für das nächste und diese Tatsache lässt das Geschäft mit Tieren weiter boomen.

Ein Kaninchen aus der Zoohandlung, wo sie zwar süß, aber meist sehr teuer und überzüchtet sind, oft genetische Defekte haben und Vorerkrankungen in sich tragen und zudem meist viel zu früh von der Mutter getrennt wurden, wodurch sie ein schlechteres Immunsystem und mangelndes Sozialverhalten aufweisen?

Züchter
Der Züchter bietet den Vorteil, dass man sich sowohl das Muttertier, als auch die Haltung der Tiere anschauen kann. Achte aber auch darauf, wie der Züchter mit den Tieren umgeht. Da Züchter mehr Ahnung haben als die Mitarbeiter in Zoofachhandlungen, können sie bessere Auskunft über die Geschlechter und Krankheiten geben. Leider geben viele Züchter ihre Tiere aber vor allem in der Oster- und Weihnachtszeit zu früh von der Mutter weg, wodurch auch wieder ein schlechteres Immunsystem und schlechteres Sozialverhalten begünstigt wird. Von Züchter zu Züchter verschieden ist, ob die Tiere geimpft werden. Kastriert ist jedoch selten ein Kaninchen. Zudem gibt es bei Züchtern nur junge Tiere und auch hier ist es oft nicht möglich, die Tiere wieder zurück zu geben, wenn eine Zusammenführung gescheitert ist. Zudem unterstützt man beim Kauf die Produktion neuer Kaninchen. Gibt es seriöse Züchter?

Ein Rassekaninchen vom Züchter aus kleinen Boxen, die meist keine gesunde Nahrung gewöhnt sind?

Privat
Viele Kaninchen werden über den privaten Weg vom ersten zum zweiten Halter vermittelt. Dies ist grundsätzlich wünschenswert, jedoch muss der neue Halter hier auf einiges achten, um nicht an einen Vermehrer oder Züchter zu geraten. Ein Beispiel für den Privatkauf ist die Internetplattform ebay, bzw. ebay Kleinanzeigen. Dort bieten auch unseriöse Personen ihre Tiere an, es ist also Vorsicht geboten. Umso wichtiger ist es, immer auf einen Schutzvertrag zu bestehen. Wer nichts zu verbergen hat, wird mit dem Schutzvertrag einverstanden sein bzw. ihn ohnehin einfordern. Weitere Informationen zur Wichtigkeit des Schutzvertrages findest du in unserem Vermittlungsbereich. Vor allem Anfängern kann es passieren, dass sie regelrecht über den Tisch gezogen werden, um dies zu vermeiden, bietet es sich an, direkt in ein Tierheim zu fahren oder sich an eine Tierschutzorganisation zu wenden. Mit der notwendigen Erfahrung der Mitarbeiter können diese besser zwischen den beiden Haltern vermitteln und die beste Lösung für das Tier finden.

Tierheim / Tierschutzverein
Viele haben es noch nicht in Betracht gezogen, Kaninchen aus dem Tierheim zu holen. Die meist falschen Vorurteile spielen hier eine große Rolle. Die wenigsten Kaninchen dort sind krank, sehr alt oder verhaltensgestört. Die meisten sind noch recht jung und wurden aus unterschiedlichen Gründen abgegeben (spontane und unüberlegte Käufe, Zeitmangel, Umzug, Partnertier gestorben etc.). Zudem findet man in einem Tierheim Tiere aller Altersklassen und in allen möglichen Rassen und Farben. Außerdem hilfst du einem Tier, ein schönes, neues Zuhause zu finden und du bekommst (je nach Tierheim) eine gute, ehrliche und kompetente Beratung. Hier stehen der Umsatz und das schnelle Weggeben der Tiere nicht an erster Stelle. Auch wenn die Tiere hier wahrscheinlich teurer sind, sollte man bedenken, dass die Männchen kastriert sind und alle Tiere geimpft wurden. Im Gegensatz zu den Züchtern oder Zoofachhändlern unterstützt man hier auch keinen weiteren Nachwuchs, sondern schafft Platz, damit neue Kaninchen aus oft schlechter Haltung vom Tierheim aus ein gutes Zuhause finden können. Zudem kann man gleich ein Pärchen mitnehmen, so erspart man sich die Zusammenführung oder die Überlegung, welche Konstellation man wählt. Schau dich einfach mal um oder kontaktiere uns, wir werden zusammen mit Sicherheit die richtigen Langohren für dich finden. Auf unserer Webseite unter „Vermittlungen“ findest du viele Kaninchen, die ein neues Zuhause suchen. Ebenfalls erwähnenswert sind die Tierschutzorganisationen, die sich auf ehemalige Labor-Kaninchen spezialisiert haben. Sie können nur weitere Kaninchen vor der Euthanasie-Spritze im Versuchslabor bewahren, wenn genug Pflege- und Endplätze zur Verfügung stehen. Weitere Informationen zum Beispiel bei: Laborkaninchenhilfe e.V.

Oder doch lieber ein Second-hand Kaninchen aus dem Tierheim oder aus Privathänden? So kann man am besten im Tierschutz helfen, die Tiere sind meist durchgecheckt, kastriert und geimpft und, soweit es möglich ist, artgerecht gehalten. Durch die Übernahme eines solchen Tieres wird Platz für eine weitere Aufnahme geschaffen, mit der Schutzgebühr das Tierheim finanziell unterstützt und dem aufgenommenen Kaninchen eine 2. Chance auf ein verdientes Leben geben.

Tierqual und Tod – Alltag in deutschen Zoohandlungen (Video vom Deutsches Tierschutzbüro)

Zoohandel – Die Ware Tier (VEG TV)


Wie erkenne ich ein gesundes Kaninchen?

  • Das Gehege, in dem die Tiere leben, ist groß, sauber und die Tiere sind nach Geschlechtern getrennt oder kastriert.

  • Die Kaninchen haben Versteckmöglichkeiten, frisches, sauberes Wasser und das gut riechende Heu (besser noch Wiese oder Gemüse) steht ihnen zur freien Verfügung.

  • Der Körper der Tiere ist walzenförmig, sie sind weder zu dick noch zu dünn.

  • Sie sind mindestens 12 Wochen alt.

  • Die Kaninchen haben klare, glänzende Augen, die weder tränen noch entzündet sind. Die Lidränder sind nicht verkrustet, verklebt oder geschwollen.

  • Das Näschen, die Ohren und die Lippen sind trocken, sauber und frei von Verkrustungen.

  • Die Schneidezähne stehen gerade aufeinander und sind gleichmäßig abgenutzt.

  • Das Fell glänzt, ist sauber, dicht und ohne Parasiten. Auch die Haut darunter darf keine Pusteln haben oder das Tier von Juckreiz befallen sein.

  • Der Bauch ist nicht aufgebläht oder hart.

  • Der Po des Kaninchens ist sauber und ohne Verklebungen. Das Tier darf keinen Durchfall haben.

  • Der Besitzer geht vorsichtig und behutsam mit den Tieren um, sie haben keine Angst vor Menschen.

  • Auch die Pfoten haben weder Verletzungen noch Verkrustungen.

  • Die Kaninchen sind hellwach, lebhaft, neugierig und haben einen gesunden Appetit.

  • Die Blume (das Schwänzchen) zeigt gerade nach oben.

  • Die Tiere bewegen sich flink und locker, ohne zu hinken oder zu lahmen.

Nimm dir Zeit und beobachte die Kaninchen ganz genau. Kranke Tiere sitzen oft träge und teilnahmslos bis apathisch in der Ecke und nehmen nicht an Spielen der anderen teil.

An der Größe der Ohren und den Pfoten erkennt man schon bei jungen Kaninchen, wie groß sie später ungefähr werden. Widder (Schlappohren) haben rassebedingt oft etwas größere Ohren und Pfoten, bei jüngeren Exemplaren stehen die Ohren noch und sie sind kaum von Stehohren zu unterscheiden.

Kaninchen sollten niemals unter 12 Wochen von ihrer Mutter getrennt werden. Bis zur 8. Lebenswoche werden sie gestillt, danach lernen sie das Sozialverhalten von der Mutter. In Zoofachgeschäften werden sie i.d.R. mit 5 – 6 Wochen angeboten. Dies kann zu Verhaltensstörungen und einem schwachen Immunsystem führen.

Kaufrecht
Kaninchen werden, wie jedes andere Tier in Deutschland, als Sache gehandhabt. Daher ist ein mündlicher Kaufvertrag gültig, es gibt keine Formvorschrift, die eine schriftliche Form o.Ä. verlangt. Übrigens gilt die normale Gewährleistungsregelung. Ist die „Ware“ schon vor dem Kauf „beschädigt“, (also wenn das Kaninchen, vom Tierarzt nachweisbar, vor dem Kauf erkrankt ist) kann man den Preis mindern oder vom Kaufvertrag zurücktreten. Eine Reparatur, sowie es bei Gegenständen die Regelung ist, ist bei Tieren natürlich nicht möglich. Ist ein Kind/Jugendlicher beim Kauf eines Tieres noch unter 18 Jahren, so benötigt er zum rechtskräftigen Vertrag die Zustimmung der Eltern. Diese kann auch nachträglich erteilt werden. Doch passiert dies nicht, ist der Kaufvertrag von Anfang an nichtig (ungültig). Der Verkäufer muss das Tier zurücknehmen.

Bald sind wir zu Hause…
Für den Nachhauseweg kommen die Kaninchen in eine Transportbox, die sicher, dunkel, groß und verschlossen (aber mit ausreichend Zugang zu frischer Luft!) ist. Fahre ohne Umwege direkt nach Hause, da die Fahrt für die Tiere schon aufregend genug ist. Sie sollten währenddessen keiner Zugluft oder Hitze ausgesetzt sein. Ein Handtuch im Inneren der Transportbox schützt vor dem Hin- und Herrutschen und für längere Fahrten sollte immer Heu, Wasser und etwas zu knabbern in der Box liegen. Zuhause angekommen, werden die Kaninchen in ihr schon fertiges Gehege gesetzt und erst einmal in Ruhe gelassen. Weitere Informationen zum Transport von Kaninchen.


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