Pflege

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Als erstes muss erwähnt werden, dass die Hygiene sehr wichtig ist, denn in einem verschmutzten Kaninchenzuhause breiten sich schnell Krankheitserreger aus. Auch die Kaninchen selbst müssen regelmäßig kontrolliert werden, damit Krankheitsanzeichen und Verletzungen nicht übersehen werden. Schließlich sind Kaninchen Meister im Verstecken von Unwohlsein und Krankheiten, da sie sonst in der Natur leichte Beute für Fressfeinde wären und aus ihrer Gruppe verstoßen werden würden.


Fellpflege

Kurzhaarige Kaninchen müssen nur während des Fellwechsels gebürstet werden. Geeignete Bürsten sind im Zoofachgeschäft oder im Internet zu erwerben. Das Kämmen fördert die Durchblutung der Haut, macht das Fell glänzend und soll sich wie eine kleine Massage anfühlen. Außerdem bietet sich dabei eine gute Gelegenheit die Haut auf Verletzungen und Veränderungen abzusuchen. Nicht jedes Kaninchen mag das Kämmen, dies sollte berücksichtigt werden. Gefällt dem Kaninchen die Prozedur jedoch, kann man es durchaus öfter kämmen! Haaren sie sehr stark, kann man widerspenstige Kaninchen, die z. B. nicht gerne angefasst werden, erhöht auf eine rutschfeste Unterlage zum Bürsten setzen. Das bedeutet natürlich erstmal Stress für das Kaninchen, aber es sollte abgewogen werden, ob es nicht mehr Stress und auch riskanter wäre, wenn zu viele Haare abgeschluckt werden und sich ein Haarballen im Magen bildet, der dann zu einer Verstopfung führt. Daher empfehlen wir stark haarende Kaninchen im Fellwechsel mindestens 1-2x pro Woche dennoch zu bürsten. Alternativ lassen sie sich evtl. auch mit besonders leckerem Futter, wie z. B. Ölsaaten ablenken. Welche Bürste man bei der großen Auswahl nimmt, bleibt jedem selbst überlassen, da es auch von der Fellstruktur des jeweiligen Kaninchens abhängt, wie effektiv sie loses Fell entfernt. Normale Borstenbürsten, Milbenkämme und auch Zupfbürsten mit gebogenen Stahlborsten haben sich bewährt. Auch ein Furminator kann sehr hilfreich sein, dieser sollte aber nicht öfter als alle 1-2 Wochen im Fellwechsel verwendet werden, da er die Unterwolle nicht nur rauskämmt, sondern auch rausschneidet. Im Sommer kann man die Kaninchen draußen kämmen, so fliegen die ganzen Haare nicht in der Wohnung herum. Achtung: Niemals dem Kaninchen Fell ausreißen, sondern nur das bereits lose Fell mit der Bürste oder der (angefeuchteten) Hand entfernen. Langhaarige Kaninchen müssen wesentlich regelmäßiger gebürstet und täglich auf Verfilzungen im Fell abgesucht werden. Hierbei kann auch eine Schere mit abgerundeten Spitzen hilfreich sein. Vor allem am Bauch, dem After und der Kopfgegend bilden sich schnell Knoten, die sehr schmerzhaft sein und auch Hautveränderungen auslösen können. Es bietet sich an, solche Rassen regelmäßig zu scheren. Dies lässt man sich entweder vom Tierarzt zeigen oder man geht in einen Hundesalon dafür. Das Scheren sorgt nicht nur für eine Erleichterung der Temperaturregulation und beugt Verfilzungen vor, auch sich einnistende Fliegenmaden können so schneller erkannt und bekämpft werden.


Krallenpflege

Gerade in der Innenhaltung mit viel Teppichen und weichem, glatten Untergrund müssen die Krallen der Kaninchen regelmäßig geschnitten werden. In der Außenhaltung nutzen sie sich meistens ganz natürlich auf hartem Untergrund und Erde ab. Ist man in dem Umgang mit der Krallenschere noch nicht so geübt, kann man sich diesen auch von einem Tierarzt zeigen lassen. Du solltest zum Schneiden die Pfote zwischen Zeigefinger und Daumen nehmen und die Ballen mit leichtem Druck auseinanderdrücken. Beim Schneiden muss nun darauf geachtet werden, die feinen Blutgefäße (auch „Leben“ genannt) in den Krallen nicht zu verletzten. Je heller die Krallen sind, desto besser kann das Leben erkannt werden (siehe Bild oben). Die Krallen sind zu lang, wenn sie deutlich aus dem Fell herausschauen. Ausnahme hierbei sind aufgrund ihres kürzeren Fells lediglich Rexkaninchen. Beginnen sie sich bereits einzudrehen, sind sie viel zu lang. Kaninchen haben an den Vorderfüßen 5 Krallen, wobei die Daumenkralle oft gut versteckt ist und sich bei Überlänge gerne einrollt. An den Hinterbeinen finden sich 4 Krallen. Die Krallen sollten etwa 2mm vor dem Gefäß und parallel zum Boden gekürzt werden, dadurch wird eine Abnutzung durch den Untergrund gefördert. Zappeln die Kaninchen, kann man sie vorsichtig in ein Handtuch wickeln (nicht über den Kopf!) oder man holt sich Unterstützung. Während der eine das Tier festhält, kann der andere ruhig und konzentriert schneiden. Wird einmal doch aus Versehen das Leben getroffen: Nicht panisch werden! Es blutet anfangs stark und tut dem Kaninchen auch weh, ist aber nicht lebensgefährlich. Es ist wie, wenn wir uns den Fingernagel etwas eingerissen haben. Das Blut sollte vorsichtig abgetupft werden, bis die Blutung nachlässt. Auch ein bisschen Knete andrücken kann helfen, die Blutung zu stoppen. Danach kann die Kralle desinfiziert werden. Von Salben sollte man Abstand nehmen, da diese meist nur abgeschleckt werden. Damit dies erst gar nicht passiert, sollte man bei Kaninchen mit dunklen Krallen öfter und dafür immer nur ein bisschen schneiden. Oftmals kann man sich bei dunklen Krallen auch mit einer Taschenlampe helfen. Beleuchtet man damit die Krallen, kann das Blutgefäß auf diese Weise sichtbar gemacht werden. Die speziellen Krallenzangen sind im Internet, im Zoofachgeschäft oder bei Tierschutzorganisationen erhältlich.


Gebisskontrolle

Die Zähne des Kaninchens wachsen ständig nach, nämlich bis zu 1.5cm pro Monat. Sie nutzen sich aber bei richtiger Ernährung auf natürliche Weise ab, sofern keine genetische Fehlstellung der Zähne vorliegt. Um eventuelle Schäden rechtzeitig zu behandeln, sollten die Zähne regelmäßig kontrolliert werden. Schaut man sich die Zähne eines Kaninchens an, so sollte man sehen, dass die Schneidezähne relativ gerade aufeinander greifen, wobei bei genauerem Hinsehen auffallen sollte, dass die Unteren einen Tick hinter den Oberen sitzen. Das Verhältnis der oberen zu den unteren Schneidezähnen sollte dabei 1:1 und die Bissfläche gerade sein. Die Zähne eines gesunden Kaninchens sind weiß und dürfen maximal eine Längsrille, keine Querrillen aufweisen. Sehen die Schneidezähne verändert aus, kann man davon ausgehen, dass auch die Backenzähne nicht in der richtigen Position stehen, wodurch sich die Schneidezähne dann nicht mehr richtig abnutzen konnten. Sehen die Schneidezähne schön aus, heißt das leider nicht zwangsläufig, dass dies auch bei den Backenzähnen der Fall ist. Die Backenzähne können nur mit einem Otoskop oder einem Spreizspekulum beurteilt werden. Niemals sollte ein Tierarzt dafür einen Maulspreizer am wachen Tier verwenden!
Gerade Zwergkaninchen und Widder haben durch den kleinen und rund gezüchteten Kopf und den verkürzten Oberkiefer oft Gebissfehlstellungen und müssen dann regelmäßig zum Tierarzt, um die Zähne schleifen zu lassen. Ansonsten wachsen sie immer weiter, bis das Tier nicht mehr fressen kann und die Zähne in das Zahnfleisch und die Zunge hineinwachsen. Bei über 80% der Zahnfehlstellungen liegt die Ursache allerdings in der falschen Ernährung! Eher selten ist der Grund das hohe Alter des Tieres, wenn das Bindegewebe des Zahnfleisches ausgeleiert ist.

Wie erkenne ich, ob mein Kaninchen eine Zahnfehlstellung hat?
Die regelmäßige Kontrolle, auch vom Tierarzt, ist eine wichtige Vorbeugemethode. Des Weiteren sollte man auf das Fressverhalten achten. Fließt Speichel aus dem Mund des Tieres, bevorzugt es nur noch weiches/schnell aufweichendes Futter oder kaut es „leer“, kann es sich um eine Zahnfehlstellung handeln. Doch nicht immer sind diese Anzeichen zu erkennen. Schuld daran sind Haken und Spitzen, die sich an den Backenzähnen gebildet haben. Sie dringen in die Zungen- bzw. Backenschleimhaut ein und können dort schwere Entzündungen verursachen.


Gewichtskontrolle

Mit einer Küchenwaage sollte das Gewicht gerade bei Jungtieren häufig gemessen werden. Da das Kaninchen wahrscheinlich nicht still auf der Waage sitzen bleibt, kann man es in die Transportbox o. Ä. setzen und anschließend die Box vom Gewicht abziehen bzw. die Box vorher austarieren. Alternativ kann man Kaninchen auch mit Leckerlies beibringen ganz stressfrei auf eine Babywaage zu springen. Da Kaninchen Krankheiten gut verbergen können, bietet es sich an, das Gewicht einmal im Monat zu notieren. So können Krankheiten oftmals frühzeitig erkannt und bekämpft werden, noch bevor das Kaninchen weitere Symptome zeigt. Gerade bei der Erkennung von Darmparasiten und Zahnproblemen lohnt es sich regelmäßig zu wiegen. Bei starken Gewichtsveränderungen sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Saisonale Schwankungen sind im Rahmen, so nehmen Kaninchen schon alleine durch das dicke Winterfell zur kalten Jahreszeit hin etwas zu und im Frühjahr wieder ab. Gewichtsveränderungen bis zu 80g sind im Rahmen, da dies auch einfach mit dem Harn- oder Urinabsatz in Verbindung stehen kann. Allerdings sollte das Gewicht nicht bei jeder Kontrolle kontinuierlich weiter nach oben bzw. unten gegangen sein. Auch dann bietet es sich an einen Tierarzt aufzusuchen und eine Kotprobe untersuchen zu lassen.


Ein Kaninchen darf auf keinen Fall gebadet werden! Waschanleitung


Beispiel-Pflegeplan

Täglich:

  • Heu frisch auffüllen (evtl. zweimal täglich)

  • Nasses oder dreckiges Heu, sowie altes Gemüse/Wiese entfernen

  • Toiletteneinstreu auswechseln

  • Wasserschale reinigen und mit frischem Wasser auffüllen

  • Futternapf mit warmen Wasser reinigen, trocknen und neu auffüllen

  • Wiese und/oder frisches Gemüse reichen

  • Auf Verhaltensveränderungen bei den Kaninchen achten (z. B. Fressunlust, Bewegungsunlust, Zähneknirschen, Verletzungen, verändertes Verhalten)

Einmal in der Woche:

  • Ohren und Nase auf Verkrustungen und Ausfluss kontrollieren. Sie sollten sauber und trocken sein

  • Augen auf Verkrustungen/Ausfluss kontrollieren. Sie sollten klar und glänzend sein.

  • Die Geschlechtsecken auf Verunreinigungen prüfen und ggf. mit einem feuchten Lappen säubern
    Tipp: bei zahmen Kaninchen kann man die Afterkontrolle ganz stressfrei machen, indem man das Schwänzchen etwas hochklappt, wenn sie entspannt liegen

  • Die Toilettenschale komplett mit warmen Wasser reinigen

  • Komplette Reinigung des Geheges (Einstreu wechseln, Gegenstände mit Wasser reinigen)

  • Gitterstäbe mit einem feuchten Lappen abwischen

Einmal im Monat:

  • Fell durchkämmen und auf Verkrustungen/Verletzungen achten

  • Gebisskontrolle

  • Wiegen

  • Krallen kontrollieren und ggf. schneiden

1-2x jährlich (Frühjahr/Herbst):

Die Angaben sind nur ein Beispiel der Pflege. Sie variieren sehr stark, je nachdem, wie viele Tiere gehalten werden, was sie alles so dreckig machen und ob sie draußen oder drinnen leben. Entscheide selber, wie oft du das Gehege reinigen musst, damit deine Tiere nicht krank werden!


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