4 Ernährungsrichtungen

Infotext als PDF-Download

Naturnahe Ernährung
Die naturnahe Ernährung ist die artgerechteste Ernährung und sollte immer nach Möglichkeit vorgezogen werden. Allerdings ist sie auch anspruchsvoll (aber machbar!). Die Kaninchen werden wie in der Natur ernährt. Das heißt, viele verschiedene Pflanzen, Kräuter und Gräser, sowie Pflanzenwurzeln und Blätter werden angeboten und gehen nie aus. Wie bei der Ad libitum-Ernährung (siehe unten) steht es ihnen zur freien Verfügung und können es bestenfalls selber pflücken (Freilandhaltung). Die Sinne der Kaninchen werden ganz natürlich angeregt. Wie in der Natur werden im Frühling und Sommer artenreiche und junge Wiesenpflanzen, Kräuter und Blätter angeboten. Heu wird in dieser Zeit eher selten gefressen, aber trotzdem angeboten. Im Herbst und Winter werden weiterhin verschiedene Wiesenpflanzen und Blätter verfüttert (so weit unter dem Schnee zu finden). Zusätzlich aber noch Laub, vielfältiges Gemüsegrün (Stangensellerie, Kohlrabiblätter, Blumenkohlblätter, Radieschenblätter, Möhrengrün usw – mindestens 10 verschiedene Sorten pro Woche), Kräuter, Stroh, Kohl, Bittersalate und Pflanzenwurzeln. Je vielfältiger eine Fütterung ist, desto besser. Für Wohnungskaninchen gestaltet sich diese Ernährung eher schwierig, ist aber auf jeden Fall umsetzbar. Heu, Zweige und Trinkwasser werden immer zusätzlich unbegrenzt gereicht. Hintergrund der naturnahen Ernährung ist die Tatsache, dass Kaninchen folivore Frischköstler sind, also ihr Körper auf Frisches und Blättriges ausgelegt ist, worüber sie auch einen Großteil des Wassers aufnehmen.


Heu-Ernährung
Bei dieser Ernährungsmethode werden den Kaninchen ausschließlich getrocknete Wiese (Heu) und getrocknete Kräuter zur Verfügung gestellt. Auch wenn es unter Befürwortern Argumente für die Ernährungsrichtung gibt, lehnen wir diese einseitige und unnatürliche Variante ab. Die Verdauung der Kaninchen, die so ernährt werden, ist in der Regel stabil, allerdings gehen viele Nährstoffe und Vitamine während der Trocknung und Lagerung des Heus verloren. Der Wassermangel im Futter kann zu Nieren- und Blasengries führen. Da nur Konzentrate in die Organe gelangen, kann es auch hier zu Ablagerungen und Ausschwemmung des Wassers aus den Organen kommen. Auch sollte erwähnt werden, dass die Ernährung so in der freien Natur nicht vorkommt.


Ad-libitum-Ernährung
Übersetzt heißt ad libitum „nach Belieben“ und genauso wird es auch umgesetzt. Die Kaninchen bekommen rund um die Uhr eine große Auswahl von Futtermitteln, die je nach Saison ausgesucht werden. Wie in der Natur entscheiden die Tiere selbst, was und wann sie essen wollen. Wichtig ist, dass sie viel Abwechslung bekommen. Man füttert ein- bis zweimal am Tag und achtet gerade am Anfang darauf, dass das Futter nie ausgeht. Die Futtermittel werden kaninchengerecht und naturnah (siehe oben) ausgewählt. Es sollten immer alle Futtergruppen (Kohl, Bittersalate, Gemüsegrün und frische Kräuter) vertreten sein. Das Kaninchen frisst genau nach seinem Bedarf und ist somit optimal versorgt. Damit ist diese Ernährungsart in Verbindung mit der naturnahen Ernährung sehr gesund und die Kaninchen haben weniger Probleme mit Mangelerscheinungen wie Vitaminmangel oder Aufgasungen. Diese Fütterung ist etwas zeitaufwendiger und bei vielen Kaninchen auch teurer.

Ad libitum-Ernährung: Bericht und Erklärung von Kim Rieger


Rationierte Ernährung
Die rationierte Fütterung zeichnet sich dadurch aus, dass der Halter den Kaninchen eine bestimmte (rationierte) Menge an Futtermitteln anbietet, in 2 bis 3 Portionen pro Tag. Hierbei gilt die Rechnung: Mindestens 1/3 des Körpergewichts pro Tag (je mehr, desto besser). Auch bei dieser Fütterung sollten alle Frischfutterkomponenten (Kohl, Bittersalate, Gemüsegrün und frische Kräuter) am Tag angeboten werden, sowie 10 verschiedene Sorten pro Woche. Diese Ernährung ist leicht umzusetzen, kann aber auch zu Magenüberladungen führen, da die Kaninchen zur Fütterungszeit dann oft so viel wie möglich herunter schlingen. Ob der Bedarf der Kaninchen wirklich gedeckt ist, ist als Halter*in schwer zu sagen. Deswegen ist es wichtig, lieber ein bisschen zu viel, als zu wenig zu geben. 


Fazit
Während die naturnahe Fütterung und Heu-Ernährung beschreibt, was verfüttert wird, geht es bei der rationierten bzw. ad libitum-Ernährung um die Menge. Jede*r Kaninchenhalter*in sollte versuchen, möglichst nah an die perfekte naturnahe Ernährung zu gelangen, die die ad libitum-Ernährung beinhaltet. Fehlende Wiesenpflanzen sollten durch (Küchen-)Kräuter, Kohl, Bittersalate und blättrigem Gemüse ersetzt werden. Grundsätzlich – bei allen Ernährungsrichtungen – sollten handelsbliche Futtermischungen nie und Knollen- bzw. Wurzelgemüse und Obst maximal selten als Leckerchen in sehr kleinen Mengen angeboten werden.


Das könnte dich auch interessieren:
Was muss ich bei der Wiesenfütterung beachten?
Welche Gemüse- und Obstsorten kann ich verfüttern?
Welche Pflanzen und Kräuter sind gesund und welche giftig?
Wie stelle ich das Futter meiner Kaninchen um?

Gerne unterstützt dich das Möhren sind orange-Team
bei Fragen und Problemen rund um die Kaninchenhaltung.
Erreichbar unter kontakt@moehren-sind-orange.de oder direkt hier.