Darm- und Leberkokzidiose / Kokzidien

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Allgemeines
Die Kokzidiose gehört zu den bedeutendsten parasitären Erkrankungen des Kaninchens, da sie praktisch in jeder Haltungsform vorkommt. Kokzidien sind Einzeller, die sich in den Zellen der Darmschleimhaut oder in den Gallengängen einnisten. Man unterscheidet somit zwischen der Darmkokzidiose und der Leberkokzidiose. Sie entwickeln sich in einem mehrphasigen Zyklus, das Kaninchen scheidet die Erreger mit dem Kot aus. Diese reifen anschließend innerhalb von ein bis sechs Tagen in der Einstreu und können dann eine erneute Infektion auslösen, wenn sie von den Tieren aufgenommen werden. In der Umwelt können Kokzidien mehrere Jahre überdauern.
Darmkokzidien treten ab einem Alter von 3-10 Wochen auf, Gallengangskokzidiosen frühestens ab 7 Wochen.

Übertragung/Ursache
Kokzidien sind streng wirtsspezifisch, die bestimmte Art, die für Kaninchen gefährlich ist, kann auf keine anderen Tiere übertragen werden. Eingeschleppt werden die Erreger der Kokzidiose durch zugekaufte Tiere, mangelnde Käfighygiene oder über das Frischfutter. Viele Kaninchen sind mit dem Erreger der Darmkokzidiose latent infiziert, somit scheiden diese Kaninchen den Erreger in großen Mengen aus, erkranken aber selber nicht daran. Kommt es jedoch zur Infektion der Tiere, sie erleiden großen Stress oder es treten Fütterungsfehler auf, kann die Krankheit ausbrechen. Die Ansteckung erfolgt durch die direkte Aufnahme der Kokzidien mit infiziertem Kot oder verschmutztem Futter, durch das Ablecken von befallenen Gegenständen oder anderen Tieren oder aus der Einstreu und beim Saugen der Jungtiere, wenn das Muttertier infiziert ist. Vor allem Jungtiere und Tiere mit geschwächtem Immunsystem oder instabiler Darmflora (Futterumstellung, Medikamente, Stress…) sind sehr anfällig. Jungtiere erkranken häufiger an der Darmkokzidiose, bei ihnen kann die Sterblichkeit bis zu 100 Prozent betragen.
Von Infektion bis Ausscheidung
und im Kot nachweisbar vergehen je nach Art 9 – 13 Tage. Vor dieser Zeit sind sie im Kot nicht nachweisbar.

Symptome und Verlauf
Liegt ein geringgradiger Befall von Darmkokzidien vor, verläuft die Erkrankung fast symptomlos. Sind aber größere Flächen Darmschleimhautbezirke durch die Kokzidien entzündet, kann die Nahrung nicht mehr richtig verdaut und verwertet werden, so kommt es zu schleimigen bis blutigen Durchfall, die Tiere verlieren an Gewicht, es kommt zu Gasbildung im Darm und folglich zur Tympanie (=Aufgasung), wodurch der Bauch sehr dick wirken kann. Auch der Blinddarmkot wird nicht mehr gerne aufgenommen. Bei der Leberkokzidiose treten eine ausgedehnte Entzündung der Gallengänge und eine Leberschwellung auf. Vereinzelt kann es zum Ikterus (=Gelbfärbung der Haut und Schleimhaut) und zur Aszites (=Bauchwassersucht) kommen. Es tritt eine schwere Störung des Allgemeinbefindens auf, die Tiere magern ab, sind teilnahmslos und wollen nichts mehr fressen. Durchfall kommt bei der Leberkokzidiose eher selten vor. Die Leberkokzidiose tritt häufiger bei älteren Tieren auf. Auch diese kann nach Wochen zum Tod führen.

Behandlung
Der Tierarzt weist vor allem durch eine mikroskopische Kotuntersuchung die Erkrankung nach. Die Kotprobe sollte über 5 Tage gesammelt werden, da Kokzidien nicht jeden Tag ausgeschieden werden. Egal wie viele oder wenige Kokzidien im Kot gefunden werden, sie gehören nicht in die normale Darmflora und müssen immer behandelt werden. Ist ein Tier erkrankt, müssen auch alle anderen Kaninchen aus der Gruppe mit behandelt werden. Dafür wird meistens Baycox 5% (weiß und undurchsichtig) verwendet. Bei starkem Befall gibt man es 3 Tage, pausiert 3 Tage und gibt es dann nochmal 3 weitere Tage. Liegt nur ein leichter Befall vor, kann man auch nach dem Schema 1 Tag Behandlung- 5 Tage Pause- 1 Tag Behandlung vorgehen. Niemals sollte dafür 2.5%iges Baycox (durchsichtig-trüb) verwendet werden, da es stark schleimhautreizend ist. Alternativ kann auch Vecoxan verwendet werden, dies ist sehr gut verträglich, aber eher bei Großtierärzten erhältlich. Unterstützend können Effektive Mikroorganismen gegeben werden.

Bei Verdacht der Leberkokzidiose werden Ultraschall und Röntgen gemacht, um eine Leber- und Gallengangsvergrößerung, Leberveränderungen oder freie Flüssigkeit festzustellen. Bei einer Blutuntersuchung kann man durch erhöhte Leber- und Entzündungswerte die Vermutung einer Leberkokzidiose weiter bestätigen. Die erkrankten Kaninchen müssten über mehrere Wochen mit Sulfonamidpräparaten behandelt werden. Sie bekommen Elektrolytlösung und Mittel zur Stabilisierung der Darmflora. Eine bakterielle Begleitinfektion wird mit einem Antibiotikum behandelt. Außerdem muss der Infektionskreislauf durch eine gründliche Käfighygiene und Desinfektion unterbrochen werden.

Auch die Hygiene spielt in der Therapie eine große Rolle, da Kokzidien sehr resistent sind und nur durch kresolhaltige Desinfektionsmittel wie Capha Desclean, Neopredisan oder Interkokask abgetötet werden. Alternativ wirkt auch 10%ige Ammoniaklösung oder Hitze von über 70°C über 30min pro Stelle (Dampfreiniger/Abflammen). Teppiche und andere Textilien sind bei mindestens 90 Grad zu waschen, Holzgegenstände bei 100 Grad im Ofen „backen“ und Trink- und Futternäpfe bei über 80 Grad auskochen. Ausschließlich kochendes Wasser ist leider nicht ausreichend, da es auf dem Boden viel zu schnell auskühlt und die nötige Hitze nicht lange genug aufrechterhalten werden kann. Dieses aufwendige Hygieneprogramm ist 1 Tag nach der ersten Behandlung sowie 1 Tag vor der letzten Behandlung am sinnvollsten. Während des Befalls sollte die Nahrung entsprechend angepasst werden. Empfehlenswert ist leichte Kost wie Heu, Kräuter, Salate oder Kohl, um den Kokzidien die Nahrungsbasis zu nehmen. Eichen- und Haselnussblätter, Thymian, Oregano und Hornklee wirken zudem unterstützend gegen Kokzidien. Kloecken und Schlafplätze sollten täglich gereinigt werden und das Futter erhöht angeboten werden, damit es nicht mit infiziertem Kot in Kontakt kommt. In einem Außengehege mit Erde sollte min. 5 cm vom Boden abgetragen und ausgewechselt, sowie zusätzlich mit kochendem Wasser überbrüht werden.
Nach 2 Wochen sollte eine Kontrollkotprobe auf Therapieerfolg untersucht werden.

Schutz
Vorbeugend sollte auf Hygiene in der Kaninchenhaltung geachtet werden, Futter und Heu sollte nicht in der dreckigen Einstreu liegen und in Heuraufen angeboten werden. Neue Tiere sollten zunächst räumlich getrennt gehalten werden und durch eine Sammelkotprobe über 5 Tage negativ auf Parasiten getestet worden sein, bevor sie zu den anderen Kaninchen kommen. Regelmäßiges Wiegen lässt den Halter oft Gewichtsabnahmen vor weiteren Symptomen erkennen, sodass schnell gehandelt werden kann. Generell macht es Sinn 1-2x pro Jahr eine vorbeugende Kotprobe untersuchen zu lassen, vor allem bevor eine Impfung ansteht.

Bei Verdacht eine Darm- oder Leberkokzidiose sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden!


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