Erfahrungsbericht: Einäscherung

Was tun nach dem Tod der geliebten Fellnase?

Autorin: Ina L.

Schon lang bevor Purzel starb, schaute ich immer wieder im Wartezimmer beim TA auf die Flyer eines Tierkrematoriums. Ohne mir dessen bewusst zu sein entstand hier schon der Entschluss, mein Purzel soll nach seinem Tod auch eine schöne Urne bekommen.

Als es soweit war, rief ich gleich morgens bei einem Tierkrematorium in unserer Nähe an und bekam auch für mittags einen Termin zur Einzeleinäscherung. Mit einem mulmigen Gefühl fuhren wir dorthin. Wir wussten ja nicht, was uns erwartet.

Es war ein ganz normales Wohnhaus, ein Büroraum mit großer Schaufensterfront, liebevoll eingerichtet, die verschiedenen Urnen hübsch platziert. Ein sehr netter, junger Mann nahm uns in Empfang. Wir mussten ein Formular ausfüllen mit Name und Rasse des verstorbenen Tieres, unserer Adresse und Unterschrift. Eine Urne hatten wir uns bereits vorher im Internet ausgesucht.

Danach bekamen wir angeboten, Purzel in einem „Trauerraum“ nochmals aufzubahren und uns zu verabschieden. Dies haben wir abgelehnt, wir hatten daheim genug Zeit und meines Erachtens ist das auch ein Wenig zu viel, aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Des Weiteren bestand die Möglichkeit, die Einäscherung aus diesem Trauerraum live per Kamera im Fernsehen zu verfolgen. Auch das lehnten wir dankend ab. Der Mann erklärte uns sehr einfühlsam, wie es nun weitergeht.

Er nahm den Karton in dem Purzel lag mit nach „Hinten“ zum Verbrennungsofen. Dort wurde er zusammen mit einem speziellen Schamottstein verbrannt. In diesem befindet sich eine Nummer, um im Nachhinein die Asche eindeutig zu identifizieren. Die Nummer stand zusätzlich auf dem vorher ausgefüllten Formular.

Nach ca. einer halben Stunde kam er mit der Urne, einem Zertifikat über die Einäscherung mit u.a. genauem Zeitpunkt und Purzels Decke, mit der wir ihn zugedeckt hatten wieder. Bei der Einäscherung darf nur das Tier verbrannt werden, Kartons, Decken, Halsbänder etc. dürfen nicht mit. Wir bezahlten die Rechnung und fuhren nach Hause.

Zwei Tage später, als Nörchen verstarb, war es für uns eine Selbstverständlichkeit, auch ihr diesen würdevollen Abschied zu bieten. Ich rief abends gleich an, man erinnerte sich an mich und wir bekamen für den nächsten Tag gleich einen Termin. Wir wurden wieder sehr herzlich empfangen, es war schon alles vorbereitet (etwas gruselig ist es schon, eine eigene Kundennummer im Tierkrematorium zu haben…) und der Mann nahm unsere Nora mit nach „Hinten“. Wieder lehnten wir die „Zusatzangebote“ ab.

Dieses Mal hatten wir allerdings die Möglichkeit, uns mit den beiden Angestellten zu unterhalten. Sie fragten natürlich, wieso so schnell und schon wieder, waren sehr überrascht, da beide wohl noch nie wirklich viel mit Kaninchen zu tun hatten. Sie waren sehr gerührt über Purzels und Noras Liebe und ihrem gemeinsamen Tod.

Da ich mich in schwierigen Situationen lieber mit Nachfragen ablenke, fragte ich einiges über die Arbeit im Tierkrematorium. Das Krematorium entstand als eines der ersten in Deutschland aus der Idee des Geschäftsführers heraus, der selbst Tiere hat und nicht wusste, wie man diesen einen würdigen Abschied ermöglichen kann. Grad für Tierhalter ohne eigenen Garten gestaltet es sich sehr schwierig. Zumal man nicht jedes Tier und auch nicht überall begraben darf.

Hier bekommt man die Möglichkeit, wirklich sein Tier einäschern zu lassen und auch wirklich nur die Asche seines Tieres wieder zu bekommen. Es gibt wohl Krematorien, in denen dies nicht unbedingt gewährleistet ist, da diese Sammeltransporte und Sammeleinäscherungen wohl recht pietätlos durchgeführt werden. Da möchte ich nicht näher darauf eingehen. Ebenso bietet die Firma einen Abholservice des toten Tieres beim TA an und bringt auch die Asche, ob mit oder ohne Urne ist Entscheidung des Tierhalters, wieder zum TA zurück, wo der Halter dann die Urne abholen kann.

Tiere, nach deren Tod der Halter nichts mehr damit zu tun haben will (warum auch immer), werden von einer Firma abgeholt, mit der das Krematorium zusammenarbeitet und ins Krematorium gebracht. Dort wird eine Gruppeneinäscherung gemacht und die Asche wird in einem eigenen Friedwald in der Nähe verstreut.

Wir waren sehr positiv überrascht, mit welcher Begeisterung die Mitarbeiter ihrem Job nachgehen. Alle sind selbst Tierhalter und gehen sehr pietätvoll mit dem toten Tier und den trauernden Haltern um. Auch wenn es meiner Meinung nach noch mindestens 10 – 20 Jahre dauern dürfte, bis uns diese Aufgabe wieder bevorsteht, werden wir jederzeit wieder den Service in Anspruch nehmen. Wir haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt und es war eine Art Abschluss, ein letzter Schritt, eine letzte gemeinsame Reise.

Es fällt mir immer noch nicht wirklich leicht, darüber zu schreiben, aber ich hoffe, ich konnte hiermit einigen die Angst vor dem Unbekannten nehmen. Wer noch weitere Fragen hat, ich werde sie gerne beantworten (ina@moehren-sind-orange.de).

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