Haarlinge bei Kaninchen

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Anmerkung: Die in diesem Text verwendete männliche Form gilt für Personen beiderlei Geschlechts.

Allgemeines

Haarlinge oder auch Beißläuse genannt, sind kleine (ca. 1-2 mm große) Ektoparasiten, die sich auf der Haut von Kaninchen einnisten. Bei Kaninchen sind drei Arten bekannt: Gliricola porcelli (längliche Form, erinnert an Würmer), Gyropus ovalis und Trimenopon hispidium (beide ovale Formen).

Haarlinge besitzen drei Beinpaare, dadurch unterscheiden sie sich gut von Milben und der Kopf ist größer als der Brustkorb. Im Gegensatz zu anderen Parasiten sind sie bei Kaninchen sehr selten zu finden, aber wenn, häufiger bei Kaninchen in Außenhaltung und in der kalten Jahreszeit. Häufig ist die Diagnostizierung von Haarlingen bei Kaninchen eine Fehldiagnose, da sie bei Kaninchen nur selten, häufiger jedoch bei Meerschweinchen zu finden sind.

Haarlinge leben im Kaninchenfell und ernähren sich dort von Hautschuppen und -sekreten. Sie nisten sich vor allem gerne am Hals, Kopf (vor allem hinter den Ohren), in der Afterregion oder an der hinteren Rückenpartie ein, können aber auch am ganzen Körper zu finden sein. Die Weibchen legen ihre Eier (Nissen) auf der Haut ab, aus denen die Larven schlüpfen. Ihre Lebensdauer beträgt etwa drei bis vier Wochen.

Übertragung

Haarlinge werden entweder durch direkten Kontakt (von einem Kaninchen zum anderen) oder durch indirekten Kontakt (durch kontaminierte Gegenstände) übertragen. Aufgrund dessen müssen bei einem befallenen Kaninchen alle anderen Kaninchen ebenfalls untersucht und behandelt werden. Zwar überleben die Haarlinge außerhalb des Kaninchenfells nicht lange (max. zwei Wochen), allerdings ihre Eier und Larven sehr wohl (z.B. im Heu, Stroh, Einstreu etc.). Eine Übertragung auf andere Kaninchen in der Umgebung sowie auf Nager (z.B. Meerschweinchen) ist sehr wahrscheinlich, eine Übertragung auf den Menschen findet nicht statt.

Symptome

Haarlinge lösen – ganz typisch für Ektoparasiten – bei Kaninchen einen starken Juckreiz aus, wenn sie auf der Haut krabbeln und beißen. Beim genauen Hinschauen sind die Haarlinge bzw. dessen Nissen auch mit bloßem Auge erkennbar. Die Haut wirkt schuppig und durch das vermehrte Kratzen können blutige Stellen entstehen, die wiederum verschorfen oder sich entzünden können. Die betroffenen Kaninchen wirken unruhig, sie wälzen sich und reiben sich an Gegenständen. Bei einem starkem Befall kann lokaler Haarausfall oder durch das Ausrupfen vom Fell kahle Stellen entstehen. Im fortgeschrittenen Verlauf ist das Kaninchen stark geschwächt und demnach auch anfälliger für weitere Krankheitserreger. Ohne eine Behandlung gibt sich das Tier auf und verstirbt.

Behandlung

Beim Verdacht auf Parasiten sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Bei der Symptombeschreibung sollte der Kaninchenhalter auch eventuelle bekannte Vorerkrankungen erwähnen. So kann der Tierarzt andere Ursachen des Juckreizes (wie z.B. Hautpilze oder Allergien) ausschließen.

Anschließend wird der Tierarzt die betroffenen Hautstellen untersuchen und da Haarlinge mit dem bloßen Auge erkennbar sind, wird er die Parasiten schnell finden. Unter dem Mikroskop können diese dann angeschaut werden, um die genaue Parasitenart abzugrenzen. Werden Parasiten mit einem durchsichtigen Klebestreifen vom Fell aufgenommen, spricht man von einem Abklatschpräparat (oder Tesabklatsch). Es kann auch sein, dass der Tierarzt zusätzlich ein paar Haare des Kaninchens unter dem Mikroskop untersucht, um auch die Nissen zu erkennen.

Zur Behandlung eignen sich verschiedene Antiparasitika, also Mittel gegen Parasitenbefall. Es gibt diese in Form von Sprays (z.B. Interlax oder Kadox) oder Puder (z.B. Kieselgur), die gründlich in das Fell eingerieben werden oder Tropfen bzw. Spot-Ons (z.B. Strongold oder Melaflon), die im Nacken des Kaninchens aufgetragen werden. Beim starken Befall kann auch ein Medikament gespritzt werden (z.B. Ivomec). Auf keinen Fall darf Frontline bei Kaninchen verwendet werden, da dieses Nervengift auch für Kaninchen tödlich sein kann. Ist das Kaninchen stark befallen, kann es sogar nötig sein, dass es komplett geschoren werden muss, um alle Haarlinge und dessen Nissen zu erwischen.

Je nach Medikament und Befall muss das Antiparasitikum evtl. mehrmals in bestimmten Abständen angewendet werden, um alle Haarlinge abzutöten (auch die, die erst nach der Behandlung aus den Nissen schlüpfen).

Die Tierarzt-Anweisung ist auf jeden Fall genau zu befolgen. Wenn du dir Zuhause nicht mehr sicher bist, wie du das Präparat verwenden sollst, ruf lieber nochmal an und frag nach. Antiparasitika sind Insektengifte, die bei falscher Anwendung schädlich für das Kaninchen und den Halter sein können.

Aufgrund der ebenfalls kontaminierten Umwelt des Kaninchens sollten zudem alle Partnertiere mitbehandelt, sowie das Gehege und Auslauf (inkl. aller Einrichtungsgegenstände) komplett gereinigt werden. Das Einstreu muss vollständig und gründlich gewechselt werden. Die Reinigung kann mit einem entsprechenden Mittel und vor allem mehrfach vorgenommen werden, um wirklich alle neu geschlüpften Haarlinge abzutöten. Werden die Anweisungen des Tierarztes befolgt, das Antiparasitikum korrekt und so früh wie möglich angewendet und zudem die Umgebung komplett gereinigt, ist die Prognose sehr gut.

Hinweis: Bitte das Kaninchen nicht baden! Die Nissen haften fest an den Kaninchenhaaren und sind nicht mit Wasser zu entfernen. Eine Badeprozudur stresst das Kaninchen unnötig und belastet das Immunsystem zusätzlich.

Vorbeugung

Wie auch bei anderen Parasitenarten ist es bei der Vorbeugung von Haarlingen wichtig, die Umgebung der Kaninchen immer gründlich zu reinigen und die Kaninchen gut zu beobachten, sodass Verhaltensänderungen sofort auffallen. Vor allem bei langhaarigen Kaninchen ist eine ausreichende Fellpflege elementar.

Eine komplette Reinigung des Geheges sollte (je nach Größe und Kaninchenanzahl) wöchentlich stattfinden, Toilettenecken und Futterplätze sollten täglich gereinigt werden. Zudem sollte niemals gezögert werden, wenn der Verdacht auf einen Parasitenbefall besteht. Lieber einmal zu viel einen Tierarzt aufsuchen als einmal zu wenig. Weiterhin ist es ratsam (nicht nur für das Wohlbefinden der Kaninchen, sondern auch aufgrund der Hygiene), die Kaninchen nicht auf zu engem Raum zu halten. Je mehr Platz, desto besser.

Das Risiko für einen (erneuten) Haarlingsbefall erhöht sich bei mangelnder Umgebungshygiene und schlechten Pflegezustand der Kaninchen!


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