Saisonale Infos: Sommer

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Mittlerweile hatten wir schon wieder die erste Hitzewelle und es dauert nicht mehr lange, da wird der Sommer vollends da sein. Bald werden sich wieder einige Fragen häufen, wie z. B.

Wie kann ich meinen Kaninchen die Hitze am besten erträglich machen, auch bei Autofahrten?
Hilfe, mein Kaninchen sitzt nur noch in der Ecke und frisst nichts mehr, was soll ich tun?
In meinem Gehege sind viele Fliegen/Würmer im Klo, ist das schlimm?
Wie baue ich am besten ein Außengehege? Und was muss ich beim Gartenauslauf beachten?
Welche Pflanzen kann ich verfüttern?

Im Folgenden werden wir euch diese Fragen beantworten und noch den ein oder anderen Tipp geben, was man im Sommer alles beachten sollte.

Maßnahmen gegen die Hitze
Generell kommen Kaninchen mit Kälte wesentlich besser klar, als mit Wärme, daher sollte man darauf achten, dass im Gehege – egal ob innen oder außen – immer ausreichend Wasser (aus dem Napf) und ein relativ kühles Rückzugsplätzchen vorhanden ist. Denn Kaninchen können nur durch ihre Ohren und minimal durch die Pfoten ihre Körpertemperatur regulieren, also quasi schwitzen. So kommt es, dass sie schnell überhitzen. In der Natur sitzen Kaninchen tagsüber, vor allem um die Mittagshitze in ihren kühlen Bauten und zeigen sich meist erst zur Dämmerung. Außen erreicht man dies zum Beispiel durch Wässern des Bodens, vor allem im Schatten liegende Steinplatten werden gerne angenommen. Haben die Kaninchen die Möglichkeit sich eine Höhle im Garten zu buddeln, verbringen sie die heiße Zeit des Tages auch gerne in deren Schutz. Viel Schatten versteht sich hoffentlich von selbst, aber Vorsicht, wenn man diesen durch das Abdecken des Geheges mittels Tücher/Decken erreichen will, kann sich die Hitze auch massiv darunter stauen! Innen können eine Klimaanlage/Ventilatoren (Vorsicht vor einem Zug!) und ein abgedunkelter Raum Abhilfe schaffen. Außerdem bietet es sich an zu den kühlen Stunden des Tages den Raum zu lüften. Alternativ zu Steinplatten in Außenhaltung werden innen gerne Fliesen angenommen. Für Fenster gibt es Schutzfolien, die wie bei den Autofolien, Sonnen- und Wärmestrahlung durch Reflektion reduzieren. In allen Haltungsbereichen können eingefrorene Wasserflaschen/Kühlakkus angeboten und kalte, nasse Handtücher aufgehängt werden. Das bietet sich auch bei einer nötigen Autofahrt (z. B. zum Tierarzt) an. Wenn möglich sollte man einen Transport in den kühlen Morgen-/Abendstunden vornehmen und das Auto vorher schon etwas herunterkühlen. Auch hier gilt das gesamte obengenannte Programm: Kühlflaschen/Akkus, wasserhaltiges Futter, ein nasses Tuch über die Box und dann die Fahrt so kurz wie möglich halten. Langhaarige Kaninchen sollten geschoren werden und Kaninchen, die noch im Fellwechsel stecken und stark haaren sollten gebürstet und Ölsaaten (Leinsamen, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne…) angeboten werden, damit die abgeschluckten Haare leichter den Darm passieren können. Wasser sollte stets im Napf angeboten werden, da es für die Kaninchen nicht gerade erfreulich ist, wenn sie im Sommer bei einer Bullenhitze, ihr Wasser erst Tropfen für Tropfen aus einer Nippeltränke durch ihre Zunge erarbeiten müssen. Dadurch trinken viele Kaninchen im Sommer viel zu wenig- trotz Wiesenfütterung. Auch Algen bilden sich bei Wärme wesentlich schneller in Wasserflaschen und viele Mikroorganismen entstehen. Neben dem Wasserangebot aus dem Napf sollte auch das Futter gut wasserhaltig sein. Sprich, viel Wiese, Gurke, Salat und ab und an ein Stück Wassermelone werden gerne gefressen. Leider welkt es schnell bei so warmen Temperaturen. Dem kann man etwas vorbeugen, indem man einen Kühlakku unter Futterschale und Wassernapf platziert und alles an einem schattigen Ort anbietet. Vorzugsweise sollte die größte Menge abends angeboten werden, aber natürlich sollte trotzdem rund um die Uhr Frischfutter zur Verfügung stehen. Siehe auch: Hitzschlag

Die Tücken des Sommers: Häufige Krankheiten
Jetzt häufen sich wieder die Verdauungsprobleme, da die Hitze auch der empfindlichen Verdauung unserer Kaninchen zu schaffen macht. Vor allem Magenaufgasungen und Magenüberladungen treten oft auf. Wichtig ist, dass die Kaninchen rund um die Uhr frisches Futter zum Fressen haben. Meist fressen sie zu dieser Jahreszeit aber in der kühlen Abendluft, sodass am besten vor allem dann gefüttert wird. Magenprobleme können ganz unterschiedliche Ursachen haben, im Sommer hat es meist mit einem Haarballen im Magenausgang oder mit gärendem/vergammeltem Futter in Kombination mit wenig Bewegung und einer dadurch langsameren Darmpassage zu tun. Genauere Infos, Ursachen und wie sich diese Probleme erkennen und behandeln lassen, findet ihr in den Links. An dieser Stelle möchte ich nur nochmal betonen, wie wichtig ein Röntgenbild in dieser Situation ist! Nur damit kann man ganz sicher feststellen, ob es sich um eine Überladung oder eine Aufgasung handelt. Beides kann innerhalb weniger Stunden tödlich enden. Die Therapie ist ähnlich, unterscheidet sich aber gewaltig in vor allem einem Punkt: bei einer Aufgasung sollte gepäppelt werden, aber bei einer Überladung kann Päppeln tödlich enden! Deshalb bitte nicht direkt zwangsfüttern, wenn euer Kaninchen nicht mehr frisst, köttelt und womöglich auch noch einen harten Bauch hat.

Das 2. große Problem im Sommer sind die Parasiten, da sie sich jetzt viel besser vermehren und in der Umgebung ausbreiten. Beim Verdacht auf Parasiten (Abmagerung/Durchfall) oder gar sichtbaren Würmern im Kot, sollte man dringend eine Kotprobe abgeben (die sich auch vorsorglich 1-2x pro Jahr empfiehlt in Kombination mit der Impfung) und entsprechend behandeln.

Auch die Fliegen stellen im Sommer nicht nur das Problem dar, dass sie die Kaninchenseuchen RHD und Myxomatose übertragen, sie legen auch ihre Eier in kot-/sekret- und blutverschmiere Areale/Wunden direkt auf dem Kaninchen. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich ins Kaninchen bohren und diese förmlich von innen auffressen. Auch hier muss man schnell handeln und einen Tierarzt aufsuchen, am besten direkt schon, wenn man nur die kleinen weißen Eier im Fell entdeckt! Hier ist eine gute Beobachtungsgabe gefragt. Man sollte regelmäßig alle Körperöffnungen, vor allem den Genitalbereich und die Geschlechtsecken, sowie das ganze Kaninchen auf Wunden kontrollieren. Betroffen sind meist Durchfallkandidaten (Waschanleitung), alte, kranke und schwache Tiere und außerdem alle, die zu dick sind, um sich richtig zu putzen. Baden sollte man natürlich nur im akuten Fall und nicht als Maßnahme gegen die Hitze! Vorbeugen kann man vor allem durch Hygiene und regelmäßiges ausmisten: Klinofixpulver unter den Kloecken im Außengehege bindet den Geruch, ebenso Holzpellets in Kloschalen. Ansonsten kann man gängige Fliegenbekämpfungsmaßnahmen in Betracht ziehen: Fliegengitter, Ardapspray (nicht in erreichbarer Schleck- und Nagehöhe aufsprühen!) und sonstige Fliegenfallen.

Wiesenfütterung
Mittlerweile sind die zarten ersten Pflanzen prächtig gediehen und gewachsen, sodass sich eine hohe Artenvielfalt finden lässt. Nach einer An- und Umgewöhnungszeit kann Wiese (mit Zweigen) rund um die Uhr gefüttert werden – je artenreicher, desto besser! Ein ausgewogenes Verhältnis erhält man ab 20-50 Wiesenkräutern. Hört sich sehr viel an, aber bei genauerem Hinsehen, werdet ihr feststellen, dass sich das auch in kleinen Stadtparks umsetzen lässt. Eine Wiesenfütterung ist mit Abstand die beste, natürlichste, günstigste und gesündeste Variante eure Kaninchen zu ernähren! Wichtig ist nur, dass ihr darauf achtet, Wiese nur dort zu pflücken, wo sie keiner allzu großen Belastung durch Abgase, Hundekot o. ä. ausgesetzt ist.

Gehegebau & Gartenauslauf
Außenhaltung ist die natürlichste Haltung für Kaninchen und da die Temperaturen jetzt nachts nicht mehr unter 12 Grad fallen, steht dem nichts mehr im Wege. Wer mindestens 3m² pro Nase seinen Kaninchen bieten kann, findet sicher viele nützliche Tipps in den folgenden Links: Außengehege Wenn ihr einen Garten und die Fläche für ein Außengehege habt, werdet ihr sehen, dass es für ein Kaninchen nichts Schöneres gibt, als sich in der Sonne wälzen und mit Wiese unter den Pfoten Haken schlagen zu können! Wem es nicht möglich ist, etwas Festes zu bauen, kann seinen Kaninchen alternativ auch „nur“ einen Tagesauslauf bauen. Wichtig dabei ist, dass immer viel Schatten, Wasser und ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden sind.


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