Ohrenentzündung/Otitis

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Allgemeines
Normalerweise findet im Ohr ein ständiger Schutz- und Reinigungsmechanismus statt, da zum einen Hautdrüsen reichlich Ohrenschmalz (Cerumen) produzieren, welches die Haut vor dem Eindringen von Keimen schützt und zum anderen feine Härchen kleine Fremdkörper wie etwa Staubpartikel ständig wieder nach außen transportieren.

Wenn diese natürliche Hautbarriere gestört ist, können Keime, die normalerweise harmlos sind, in die Haut eindringen und an dieser Stelle eine Entzündung verursachen. Die Haut im Gehörgang ist sehr dünn und reich an empfindlichen Nervenzellen, was eine Entzündung hier besonders schmerzhaft macht.

Das Ohr ist, wie auf dem obigen Bild zu sehen, in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt: Das äußere Ohr zusammen mit dem Gehörgang, welche den Schall aufnehmen und das Trommelfell in Schwingungen versetzen. Dieses bildet die Grenze zum Mittelohr, welches die Schwingungen über die Gehörknöchelchen und das sogenannte ovale Fenster ans Innenohr weiterleitet, welches reich an nerval gut versorgten Haarzellen ist, welche die Schwingungen analysieren und je nach Stärke in den Ton umwandeln, den wir hören.

Demzufolge muss bei der Ohrenentzündung zwischen einer Entzündung des äußeren (Otitis externa) und des Mittel- oder Innenohrs (Otitis media/interna) unterschieden werden. Erstere ist i.d.R. noch gut behandelbar, führt aber bei ausbleibender Behandlung zu Komplikationen, da die Erreger durch feine Risse im Trommelfell in Mittel- und Innenohr übergehen können. Aufgrund der sehr ähnlichen Symptome ist eine Mittel- & Innenohrentzündung bei der Diagnose stets von E.c. abzugrenzen.

Ursachen
Eine Ohrenentzündung wird meistens durch Bakterien (Pasteurella multocida, Bordetella bronchiseptica u.a.), seltener durch Parasiten ausgelöst.

Eine Otitis media/interna ist häufig als Komplikation bei Kaninchenschnupfen aufzufinden. Dabei kann sie während des Schnupfenschubes auftreten oder auch erst später, wenn die Schnupfensymptome bereits abgeklungen sind.

Auch Bissverletzungen können zur Entstehung einer Otitis führen, da die Erreger durch äußere Verletzungen leicht unter die Haut gelangen können.

Ein weiterer wichtiger Auslöser für eine Otitis ist die Ohrräude.. Sie entsteht durch die Milbe Psoroptes cuniculi, welche sich in Gehörgang und innerer Ohrmuschel ansiedelt. Dadurch kann es schnell zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen.

In jedem Fall können sich die Erreger bei geschädigtem Trommelfell in Richtung Mittel- und Innenohr ausbreiten.

Symptome
Die Symptomatik variiert je nach Ursache der Krankheit. Sehr häufig sind allgemein ein Abklappen der Ohren, Schiefhalten des Kopfes, Gleichgewichtsstörungen, unkoordiniertes Umherlaufen, da die Funktion des Gleichgewichtorgans durch die Entzündung massiv gestört wird. Kaninchen mit einer Otitis verhalten sich also oft sehr ähnlich wie solche, die unter E.c. leiden und beide Krankheiten sollten daher bei der Diagnose deutlich voneinander abgegrenzt werden.

Falls gleichzeitig ein Schnupfen vorliegt, können natürlich auch die typischen Schnupfensymptome wie Atemprobleme und Ausfluss aus Augen und Nase auftreten.

Falls Ohrräude die Ursache ist, sind deutlich blätterteigähnliche Auflagerungen in Gehörgang und Ohrmuschel erkennbar, oft zudem Kratzverletzungen durch Juckreiz (Bild s.o.).

Verlauf
Unabhängig von der Ursache führt jede Otitis unbehandelt zu Bewusstseinsstörungen und letztlich zum Tod des Tieres.

Behandlung
Der Tierarzt diagnostiziert eine Otitis entweder schon während der Untersuchung mit einem Orthoskop, stellt also eine Rötung oder Schwellung oder Eiteransammlung in den Gehörgängen fest oder es wird eine mikrobiologische Untersuchung des Ohrinhalts vorgenommen, welche auch hilft, gezielt das richtige Antibiotikum für die vorhandenen Keime auszuwählen. Falls ein Röntgenbild erstellt wird, sind Verschattungen im Bereich des Innenohres zu sehen. Sollten Milben die Ursache sein, können diese mit einem Orthoskop oder sogar mit bloßem Auge schnell erkannt werden.

Eine Therapie erfolgt mit ZNS-gängigen Antibiotika, welche also die Blut-Hirn-Schranke überwinden und somit das Innenohr sicher erreichen können, z.B. Enrofloxacin, Chloramphenicol oder Marbofloxacin.

Augentropfen mit demselben Wirkstoff können direkt ins Ohr eingegeben werden, um das Absterben der Bakterien etwas zu beschleunigen. Jedoch sollten niemals Augensalben mit entsprechendem Wirkstoff verwendet werden, da sie den Gehörgang verschließen und somit die Zirkulation behindern können.

Auch sollte in den ersten Tagen ein Schmerzmittel, wie etwa Metacam, verabreicht werden.

Falls eine Ohrräude vorliegt, müssen die Gehörgänge frei sein und die Parasiten bekämpft werden, bevor mit der Behandlung der Otitis begonnen werden kann.

Dafür müssen die Gehörgänge mit einer milden Reinigungslösung von Auflagerungen befreit werden, evtl. entstandene Wunden sollten mit Bepanthen versorgt werden. Die Milben sollten mit Antiparasitika, wie etwa Ivermectin, bekämpft werden.

Hier sollten alle Partnertiere, sowohl gegen die Ohrräude als auch gegen die Otitis, mit behandelt werden, um ständige Neuansteckungen zu vermeiden. Auch sollte das Gehege, mitsamt aller Einrichtungsgegenstände, mehrmals mit einigen Tagen Abstand mit heißem Wasser überbrüht werden, um die umliegenden Milben abzutöten.

Falls das Kaninchen nicht mehr frisst, sollte es zwangsgefüttert werden, um zusätzliche Magen-Darm-Probleme zu verhindern.

Falls der Kreislauf des Kaninchens geschwächt ist, wird der Tierarzt diesen durch Flüssigkeitszufuhr wieder stabilisieren.

Schutz
Sind Bissverletzungen der Grund für die Ohrenentzündungen, sollten die Kaninchen, die sich nicht verstehen, voneinander getrennt bzw. die Gruppe anders aufgeteilt werden.

Um Infektionen generell zu vermeiden, solltest du immer auf ein hygienisches Umfeld für deine Kaninchen achten.


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