Zwangsfüttern/Päppeln

Infotext als PDF-Download

Nach Operationen oder durch Krankheit kann es notwendig sein, das Kaninchen mit Zwangsfütterungen zu ernähren, da es zum kurz- aber auch langfristigen Einstellen der selbstständigen Futteraufnahme kommen kann. Sollte dies der Fall sein, ist es empfehlenswert, das Kaninchen mehrmals täglich zu päppeln. Denn wenn die Verdauung stillsteht, kann es zum Gären und damit zu einer lebensbedrohlichen Aufgasung kommen. Durch die schlechte Bemuskelung muss immer etwas nachkommen, damit der Nahrungsbrei weitergeschoben wird (Weiteres dazu hier).

Päppelfuttersorten

  • Herbi Care plus
  • Dental Aid
  • Critical Care
  • püriertes frisches Gemüse (z.B. Pastinake oder Möhre)
  • pürierte frische Kräuter (z.B. Basilikum)
  • Babybrei oder Babysaft (ohne Zucker und Zusatzstoffe)
  • zerquetschte Bananen mit Ingwer
  • in Wasser oder Möhrensaft eingeweichte Cunis

Wichtig: Das Kaninchen darf während des Päppelvorgangs nicht mit dem Kopf nach oben oder in Rückenlage gefüttert werden, da es hierbei zum Verschlucken kommen kann, was für das Kaninchen lebensbedrohlich (Lungenentzündung/Aspirationspneumonie durch Fremdmaterial in der Lunge) enden kann. Dies gilt ebenso bei der Medikamentengabe. Bewährte Methoden, um dem Kaninchen das Zwangsfutter zu verabreichen sind:

  • Das Tier auf den Schoß setzen und seitlich mit der Spritze füttern
  • Das Tier vor sich setzen und von vorne füttern
  • Ggf. gewohnte Umgebung verlassen, in dem das Kaninchen die Fluchtwege kennt
  • Immer bedenken, dass Kaninchen Fluchttiere sind und plötzlich losrennen können (Vorsicht bei erhöhten Plätzen ohne Absicherung)

Notfalls muss das Kaninchen in ein Handtuch gewickelt werden, wenn es sich zu sehr wehrt. Zum Päppeln sind normale Spritzen ungeeignet, da der Konus, also die Öffnung vorn, zu eng ist und der dickflüssige Futterbrei dort nicht durchgelangen kann. Das Füttern mit einer 1ml-Spritze, bei der der Konus abgeschnitten wird, ist die leichteste Methode. Größere Spritzen haben meist einen zu engen Konus, sodass die Zwangsfütterung schwierig wird. Zwar muss man eine 1ml Spritze häufiger befüllen, aber sie bietet den Vorteil, dass 1ml auch einer Maulfüllung entspricht. Dadurch kann man den Brei „im Schuss“ geben und während das Kaninchen kaut und schluckt, befüllt man die Spritze neu (siehe Videos unten).

Menge (solange nicht anders vom Tierarzt empfohlen):
Bei keiner eigenständigen Futteraufnahme gilt 20ml pro kg Körpergewicht pro Fütterung, 5-7x am Tag, sodass man auf 100ml/kg über den Tag verteilt kommt. Der Brei sollte nicht zu flüssig sein, sondern eine Grießbreikonsistenz haben. Wen die Menge schockiert: Der Kaninchenmagen hat ein Volumen von 120-160ml und damit die Verdauung in Schwung bleibt, muss immer etwas nachgeschoben werden. Daher sind 20ml/kg durchaus gerechtfertigt. Als absolute Überlebensdosis gilt 10ml/kg. 5ml Päppelbrei wären demnach in einem 120ml Volumenmagen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Auf gar keinen Fall sollte gepäppelt werden, wenn…

  • …der Verdacht auf eine Verstopfung/Magenüberladung besteht und nicht klar ist, ob der Magendarmtrakt überhaupt durchgängig ist. In diesem Fall erstmal nur mit Medikamenten arbeiten und schauen, ob Köttel kommen. Selbstständige Futteraufnahme darf natürlich trotzdem gefördert werden.
  • …der Verdacht auf eine Perforation (Riss/Loch) im Magendarmtrakt besteht. Sofort Not-OP!
  • …das Kaninchen nicht schluckt. Dann besteht die Gefahr, dass es sich verschluckt und es zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung/Aspirationspneumonie durch Fremdmaterial in der Lunge kommt.

Das Päppeln ist nicht unbedingt nötig bei Operationen wie Kastrationen, hierbei ist es durchaus in Ordnung, wenn das Kaninchen 12 bis 24 Stunden nichts frisst. Kaninchen, die Zahn- oder Magendarmprobleme haben bzw. dazu neigen, sollte auch auch diesen Eingriffen unbedingt gepäppelt werden, damit die Verdauung schnell wieder in Gang kommt. 

Erfahrungsbericht: Päppeln mit Brei

Erklärvideo mit Mañana:

Leloup wird gepäppelt:


Das könnte dich auch interessieren:
Wie finde ich einen guten Tierarzt?
Woher kommen Zahnprobleme?
Wie ernähre ich meine Kaninchen gesund?

Gerne unterstützt dich das Möhren sind orange-Team
bei Fragen und Problemen rund um die Kaninchenhaltung.
Erreichbar unter kontakt@moehren-sind-orange.de oder direkt hier.