Mittlerweile gibt es Leckerlies für Kaninchen, die statt Honig, Ei oder Weizen Soja als Bindemittel beinhalten. Soja ist kein Getreide, sondern eine Hülsenfrucht. Von den Pflanzen werden ausschließlich die Bohnen als Nahrung verwendet. Diese werden zermahlen und das Öl herausgepresst. Das übrig gebliebene Mehl wird dann weiterverarbeitet.
Weizen ist für Kaninchen nicht gesund, da es kaum Nährstoffe, außer Stärke und etwas Eiweiß beinhaltet. Stärke wird schon im Mund des Kaninchens zu kurzen Zuckermolekülen gespalten, welche die Kaninchen dick werden lassen und die Verdauung negativ beeinflussen. Weizen bietet kaum andere Nährstoffe, es ist also wie das Fast Food bei Menschen. Hat Weizen etwa 60 % Kohlenhydrate, sind es bei Sojabohnen nur etwa 30 %. Außerdem beinhalten Sojabohnen viele der essentiellen Aminosäuren und auch gesunde, ungesättigte Fettsäuren.
Neben den Nährstoffen hat Soja noch ein paar andere Inhaltsstoffe, die Phytohormone. Diese können nicht nur Menschen bei der Menopause helfen, sondern wirken auch bei Kaninchen positiv auf die Blutfettwerte und können somit vorbeugend gegen Herzprobleme und Atherosklerose wirken. Ungesättigte Fettsäuren werden im Körper verändert, sodass sie nicht sofort eingespeichert, sondern verbraucht werden. Auch Kaninchen brauchen Fettsäuren. Sie sind zwar vor allem auf langkettige Kohlenhydrate angewiesen, aber einige Fettsäuren sind auch für Kaninchen essentiell. Außerdem begünstigt Soja den Gewichtsverlust. Das wurde bei Versuchen mit Kaninchen herausgefunden. Also kann man die Leckerlies sogar übergewichtigen Kaninchen geben. Bis heute ist aber nicht bekannt, was genau diesen Effekt verursacht.
Zudem braucht jeder lebende Organismus Proteine (Eiweiße). Sie nehmen viele Funktionen im Körper ein, zum Beispiel als Botenstoffe oder als Bausteine der Muskeln. Auch das Gehirn besteht aus Proteinen. Proteine wieder rum bestehen aus vielen Aminosäuren und je nach der Zusammensetzung bekommen die Proteine eine andere Form und damit haben sie auch eine andere Funktion. Viele der Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen, aber andere müssen wir mit der Nahrung aufnehmen. Das ist bei Kaninchen genauso. Gerade bei Kaninchen, die krankheitsbedingt Muskeln aufbauen müssen, z. B. bei einer Enzephalitozoonose (E.c.), kann Soja dabei helfen, die Aminosäuren für den Muskelaufbau bereitzustellen.
Unbehandeltes Soja sollte nur in Form von Sojakeimen verfüttert werden. Die Sojapflanze will sich gegen Schädlinge schützen, indem sie Giftstoffe produziert. Diese schaden aber nicht nur den Insekten, sondern auch den Kaninchen. Dadurch kann es zu Verdauungsstörungen wie Blähungen oder Mangelerscheinungen kommen. Deshalb muss Sojamehl hitzebehandelt werden. Auch die Pflanze sollte deshalb auf keinen Fall verfüttert werden. Beim Keimen baut die Pflanze diese Stoffe erst ab, bis sie genug Kraft hat, sie selbst wiederaufzubauen. Deshalb sind in den Keimen nur wenig dieser schädlichen Stoffe vorhanden.
In den USA ist ein Großteil des Sojas gentechnisch verändert. Meist ist es eine herbizidresistente Variante, die dort gepflanzt wird. Herbizide werden versprüht, um Unkräuter abzutöten. Damit dann nicht auch die Sojapflanzen absterben, gibt es herbizidresistente Pflanzen. Dadurch wird das Herbizid allerdings in großen Mengen verwendet und gelangt in das Nahrungsmittel bzw. Leckerli. Inwiefern das Herbizid aber nun gesundheitsschädlich ist, ist noch nicht erforscht. Es gibt aber Hinweise, dass es Krebs und andere Krankheiten verursachen könnte. Sojamehl aus Bioanbau ist nicht aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Somit kann man die Leckerlies dahingehend bedenkenfrei geben.
Fazit: Die Fütterung von Leckerlies mit Soja ist nicht natürlich – wie vieles anderes in der Kaninchenhaltung auch. Durch die guten Nährstoffe können jedoch ab und zu Leckerlies mit Soja angeboten werden.
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