RHDV2

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Allgemeines
Seit 2010 in Frankreich bekannt, treten nun nach und nach auch in Deutschland immer mehr gemeldete Fälle auf. RHDV2 ist eine mutierte Form des gängigen RHD-Virus und die zwei Virenarten stimmen dementsprechend zu 80% überein, weisen also viele Gemeinsamkeiten auf. Im Gegensatz zum bisher bekannten RHD-Virus können an der mutierten Form RHDV2 jedoch auch sehr junge Kaninchen, sogar Welpen, erkranken.

Ursache
Der Verursacher der Infektion ist der RHDV2-Virus, einer der drei bisher bekannten RHD-Subtypen, welcher den Caliciviridae (unbehüllte Viren mit engem Wirtsspektrum) angehört und erstmals im Jahre 2010 in Frankreich gefunden wurde. RHD-Viren sind, abhängig von der Umgebungstemperatur, mehr oder weniger widerstandsfähig. So überleben sie bei +60°C beispielsweise „nur“ 2-3 Tage, bei niedrigeren Temperaturen von etwa +4°C hingegen über 7 Monate und bleiben über diese Zeit entsprechend pathogen.

Die Ansteckung erfolgt durch direkten und indirekten Kontakt mit den Erregern, d.h. sowohl der direkte Körperkontakt zu infizierten Tieren als auch der Kontakt zu deren Ausscheidungen, Sekreten, der Kontakt zu Menschen, welche infizierte Kleidung tragen bzw. an den Schuhsohlen, Futter, zu welchem infizierte Wildkaninchen Zugang haben (auch Gemüsefelder!) und der Kontakt zu anderen Tieren, insbesondere Insekten wie Stechmücken oder Ektoparasiten wie z.B. Milben, Zecken oder Flöhe, welche die RHDV2-Viren am Körper tragen, kann rasend schnell zu einer Infektion mit RHDV2 führen.

Symptome & Verlauf
Eine Infektion mit RHDV2 erfolgt schnell und die Krankheit verläuft sehr rasant, denn bereits 12 Stunden nach der Ansteckung ist die Inkubationszeit vorüber und es können recht unspezifische Symptome wie hohes Fieber, Inappetenz, Mattigkeit, aber auch Symptome wie Atemnot und Durchfall auftreten. Nach 24 Stunden tritt dann i. d. R. der Tod ein und es kommt bei nicht-geimpften Kaninchengruppen leider schnell zu einem seuchenhaften Massensterben.

Behandlung
Eine Behandlung dieser Krankheit ist nicht möglich
, da sie für eine effektive Behandlung zu schnell verläuft und nur in seltenen Fällen überleben vereinzelte Tiere die RHDV2-Infektion. Es gilt also, die Kaninchen bereits im Vorfeld so gut wie möglich zu schützen! Um die Kaninchen bestmöglich zu schützen, sollte der Kontakt zu infizierten Tieren gemieden werden.

Was ist zu tun, sobald ein RHD2 Verdacht besteht?
Die überlebenden Kaninchen müssen sofort aus dem verseuchten Gehege genommen werden. Hände, Schuhe und das Gehege müssen mit einem Desinfektionsmittel gegen unbehüllte Viren (viruzid) desinfiziert werden. Holzeinrichtung sollte entsorgt und später durch neue Einrichtung ersetzt werden. Eventuelle verseuchte Wiesenfläche sollte abgesperrt werden. Alternativ kann die Oberfläche 40-60cm abgetragen werden. Kontaminierte Kleidung/Textilien sollten mit einem Desinfektionswaschmittel gewaschen werden. 
Wichtig wäre auch, dass eine Obduktion (Leberprobeneinsendung) durchgeführt wird, um RHD2 bestätigen zu lassen. Die gesunden/überlebenden Kaninchen müssen schnell gegen RHD2 geimpft werden. Neue Kaninchen, die gegen RHD2 geimpft sein müssen, dürfen erst nach rund 3 Monaten einziehen, sofern das Gehege richtig desinfiziert wurde. Ansonsten empfiehlt es sich eher 7 Monate zu warten oder nur ebenfalls RHD2 überlebende, geimpfte Kaninchen aufzunehmen. Wichtig ist, dass bei den neuen Tieren eine Quarantäne eingehalten wird.
An RHD2 verstorbene Tiere sollten nicht im Garten begraben werden, da sie sonst weiterhin eine Seuchenquelle darstellen.

Aber was ist das richtige Desinfektionsmittel?

Schutz
Gegen diese hochansteckende, letal (tödlich) verlaufende Krankheit gibt es seit Anfang 2017 in Deutschland 2 zugelassene ImpfstoffeWelcher Impfstoff letzten Endes verwendet wird hängt von dem jeweiligen Tierarzt oder den restlichen Impfungen (verschiedene Kombinationsmöglichkeiten) ab. Die Impfung wird meist problemlos vertragen. Zurzeit hat aber (noch) nicht jeder Tierarzt einen Impfstoff gegen RHD2 vorrätig. Es empfiehlt sich, sich gut umzuhören und möglichst viele Tierärzte in der Umgebung abzutelefonieren.

WICHTIG! Eine Impfung mit Cunivak RHD bzw. RIKA-VACC® RHD hilft nicht gegen RHD2; auch wenn eine Kreuzimmunität bestehen soll! Filavac und Eravac, die speziell gegen RHD2 hergestellt wurden, sind wesentlich wirksamer und dadurch auch empfehlenswerter.

Jedes Kaninchen sollte geimpft werden, egal, ob die Tiere in Innen- oder Außenhaltung leben. Auch wenn in deiner Gegend keine bekannten RHD2-Fälle vorliegen, solltest du unbedingt deine Kaninchen impfen lassen. Denn Impfmüdigkeit führt zu neuen Seuchen, da die Krankheit sich ausbreiten und dann im Folgejahr umso schlimmer zuschlagen kann! Sauberkeit und Vorsicht helfen zusätzlich.

Eine aktuelle Landkarte der gemeldeten Fälle, demzufolge auch der betroffenen Gebiete:

 


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